Herten. .
Rund 360 Menschen, die ihren Strom oder ihr Gas bislang vom Billiganbieter Teldafax und übers Leitungsnetz der Hertener Stadtwerke bezogen haben, werden sich mitunter einen neuen Energieanbieter suchen müssen. Am Dienstag jedenfalls gaben die Stadtwerke als Netzbetreiber bekannt, dass sie Teldafax gekündigt haben. Begründung: erneut ausbleibende Zahlungen.
Was sich vor gut zehn Wochen mit einer „Blitzüberweisung“ so gerade noch abbiegen ließ – seinerzeit hatten die Stadtwerke dem Energiediscounter bereits gedroht, den Zugang zu den Stromleitungen wegen ausstehender Gelder zu „kappen“ – war nun anscheinend nicht mehr zu kitten. „Trotz unmissverständlicher Aufforderungen und mehrfacher Mahnungen hat Teldafax die von uns gesetzten Fristen verstreichen lassen. Und das, ohne sich überhaupt zu rühren“, erklärte Ludger Triffterer, als Bereichsleiter bei den Stadtwerken zuständig für den Verteilnetzbetrieb, gestern im WAZ-Gespräch.
Aktuell schulde Teldafax dem Netzbetreiber eine Summe im fünfstelligen Bereich, konkreter wollte Triffterer nicht werden. Gleichwohl machte er klar, dass man alles tun werde, die Summe komplett und so schnell wie möglich einzufordern.
Der bisher unrühmliche Tiefpunkt einer Beziehung, die von Beginn an wohl ohnehin mehr eine Zwangsehe denn eine echte Liebesheirat gewesen war.
2007 war Teldafax auf der Bildfläche aufgetaucht und hatte den Energiemarkt mit rasanten Niedrigpreisen aufgemischt. Nach und nach aber geriet das Unternehmen mehr und mehr in eine finanzielle Schieflage, produzierte Negativ-Schlagzeilen fast ohne Ende und fing sich zuletzt deutschlandweit Prügel ein, weil zahlreiche Netzanbieter Teldafax den Hahn zudrehten.
Die von der Netzsperre betroffenen etwa 360 Hertener Teldafax-Kunden brauchen aktuell aber nicht zu befürchten, alsbald ohne Strom oder Gas dazustehen. In Fällen wie diesen greift die im Energiewirtschaftsgesetz verankerte Ersatzversorgung, die in den kommenden drei Monaten Sicherheit garantiert. Die geht wie die nachfolgende Grundversorgung aber mächtig ins Geld, also bietet es sich an, dass sich alle Betroffenen um Alternativen bemühen.
Wichtig vor allem für Gewerbekunden, die über 10 000 kWh im Jahr verbrauchen, was laut Triffterer mitunter ganz schnell gehen kann: Haben sie nach den besagten drei Monaten keinen Anbieter gefunden, wird die Energielieferung eingestellt. Ersatzlos.
Teldafax-Sprecherin Susanne Fiederer sieht die Fehler der Vergangenheit und beteuert, kein Teldafax-Partner werde auf seinen Kosten sitzen bleiben. „Zunächst müssen wir sortieren, welcher Standort für uns überhaupt noch profitabel sein oder wieder werden kann.“ Einst zufriedene Kunden würde man natürlich gerne halten, dennoch gelte: „Da wir unseren Verpflichtungen nicht nachgekommen sind, hat jeder ein außerordentliches Kündigungsrecht und das Recht auf eine ordentliche Abschlussrechnung. Wir würden nur um etwas Zeit bitten.“