Recklinghausen. .
Bundesweit informieren Jugendämter derzeit über ihre Arbeit. Ein Aufgabenfeld ist auch in Recklinghausen die Beratung von frischgebackenen Eltern. Sie bekommen Hilfe im Dschungel von Terminen und Formularen.
Der Winzling Niklas steht vor einer großen Herausforderung: seinem Leben. In seinen ersten Monaten und Jahren trägt aber nicht er die Verantwortung, sondern seine Eltern. Gleich am Anfang müssen sie eine Menge Termine, Untersuchungen und Papierkram erledigen – fast unmöglich, an alles gleichzeitig zu denken.
Den Kleinen mit seinen winzigen Händen und der Mini-Stupsnase interessiert das alles noch nicht. Er will nach einem anstrengendem Tag lieber seine Ruhe haben und schlafen. Wehe, einer weckt ihn jetzt! Die Eltern dagegen, zur gleichen Zeit, zerbrechen sich den Kopf über Niklas’ Zukunft. Vieles müssen sie jetzt organisieren. Das verdeutlicht der große Papierstapel auf ihrem Wohnzimmertisch.
Ein Wust aus Broschüren, Infozetteln und Heftchen: Impftermine, Adressen von Behörden und Ämtern – alles, was junge Familien am Anfang brauchen – hat die Jugendamt-Mitarbeiterin Ute Bartling-Schönknecht für sie zusammengetragen und mitgebracht. Sie arbeitet im Familienbüro des Jugendamts, das seit einigen Jahren jede junge Familie mit Neugeborenem anschreibt, um seinen Besuch anzukündigen. „Es muss klar sein, dass wir in den Familien nicht kontrollieren, sondern nur helfen“, betont Ute Bartling-Schönknecht.
Denn manche Bürger sind skeptisch, was das Jugendamt betrifft. Mit einer bundesweiten Kampagne (die WAZ berichtete) soll nun Aufklärung betrieben werden. Auch in Recklinghausen – das hiesige Jugendamt beteiligt sich an der PR-Kampagne. Information soll dabei an erster Stelle stehen. Unter anderem, um klar zu stellen, dass das Jugendamt keine „Kinderklau-Behörde“ ist, wie die stellvertretende Fachbereichsleiterin Martina Schulze-Entrup betont. Es kümmere sich vor allem um langfristige Förderung von Kindern und Familien, nicht nur um Krisenintervention. Die Kampagne soll diese Botschaft nach außen tragen.
Gleichzeitig lässt Ute Bartling-Schönknecht Taten sprechen. Die Bürokratie zu Niklas Leben kann sie den Eltern zwar nicht abnehmen, aber zusätzlich zum Infomaterial mit Martina und Oliver Ueckermann sprechen. „Wir wussten nicht, dass es das für Familien gibt, man macht sich ja vor der Geburt dazu keine Gedanken“, erklären die Eltern, froh über die Unterstützung.
Auch wenn es nur eine Starthilfe ist bei allem, was Niklas in seinem Leben erwarten wird: Beraterin Ute Bartling-Schönknecht bleibt, bis alle Fragen beantwortet sind. Bei den Ueckermanns blieb sie eine Stunde. Eine Stunde, die Niklas friedlich durchschlief.
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