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Heike Makatsch singt und spielt die Jane in der Leipziger Theaterfassung nach Wim Wenders’ „Paris, Texas“. Für die 39-jährige Grimme- und dreifache Bambi-Preisträgerin ist es seit fast genau einem Jahr ihre erste Bühnenrolle.
„Paris, Texas“ – das waren im Film von Wim Wenders die langen Kamerafahrten eines Road Movies; das war ein wortkarger Held namens Travis und die späte Begegnung mit Nastassja Kinski, dem Star des Films.
„Paris, Texas“ als zweieinhalbstündiges Bühnendrama könnte so nicht funktionieren. „Filme haben heute einen ganz anderen Rhythmus“, sagt Hagen Oechel, der Darsteller des Travis vor der Ruhrfestspiel-Premiere, „schnelle Bilder, Schnitt und Cut“. Heike Makatsch kommt vom Film; „Paris, Texas“ ist seit fast genau einem Jahr ihre erste Bühnenrolle.
„Es gibt auch viel Kameraarbeit auf der Bühne“, sagt die 39-jährige Grimme-und dreifache Bambi-Preisträgerin. Dennoch sei die Arbeit mit dem Leipziger Theater-Intendanten Sebastian Hartmann „eine ganz andere Erfahrung“ gewesen, „als einen ganzen Tag an einer Zwei-Minuten-Filmszene zu feilen“. Eine Erfahrung, die sie auch Gelassenheit gelehrt habe. „Ich wollte erst zurückfallen auf das Handwerk, dass ich vor der Kamera gelernt hatte“, so die Darstellerin der lange von Travis und ihrem Sohn gesuchten Jane. Und sie zitiert ihre Kollegen: „Zwei Tage vor der Premiere müssen wir nicht wissen, wie das Stück läuft.“
Aus der anderen, der Bühnen-Perspektive beeindruckte den „Paris, Texas“-Regisseur, wie präzise vorbereitet sein Star in die Proben ging. „Wir sind im besten Sinne gröber beim Theater“, sagt Sebastian Hartmann. „Da darfst du auch mal fünf Sekunden an Bratkartoffeln denken.“ – „Hagen Oechel lachte, als Heike am ersten Tag mit perfekt gelerntem Text auf die Bühne kam.“
Der Travis der Leipziger Produktion betont: „Einen Film nachzuerzählen ist Quatsch“ – erst recht, wenn dieser Film so geruhsam „Zeit erzählt“ wie Wim Wenders’ berühmtestes Werk neben „Buena Vista Social Club“.
Musik spielt übrigens auch eine Hauptrolle während der Reise nach Paris, Texas: „Jane sollte über die Musik präsent sein“, sagt der Intendant des Leipziger Schauspiels. „So singt Heike Makatsch mitten im Stück ein kleines Konzert“ – an der E-Gitarre begleitet von Steve Binetti, der einen neuen Soundtrack komponierte anstelle von Ry Cooders instrumentalen Etüden in Entschleunigung.
„Sie hat mich zweimal zum Weinen gebracht“, erzählt Sebastian Hartmann, „einmal hat sie’s mitgekriegt“. Für den 42-Jährigen berührt die Trennung von Eltern und Sohn, von der das Drehbuch des im Theater- und Film-Metier gleichermaßen erfahrenen Sam Shepard erzählte, „eine offene Wunde in meinem Leben“. Er fragte seine Jane, „wie kann Travis das Kind bei der Frau lassen?“ Heike Makatschs Antwort: „Weil er ihr die Liebesfähigkeit zutraut.“