Recklinghausen. .
Liebhaber gut gedrechselter Bosheiten sind meist die Ersten, denen die Ruhrfestspiele einen Korb geben müssen. „Ausverkauft“, bestätigt Festspiel-Sprecherin Petra Hermann für das Kabarett-Festival im blauen Rundzelt – mit einer Ausnahme.
„Bullemänner“, die münsterländischen Matadoren, haben für Samstag, 7. Mai, auch eine „Late Night“-Vorstellung um 22 Uhr zugesagt. Wer jetzt schnell genug ist, hat also noch eine Chance, sich erklären zu lassen, wie das Duo aus Suchtdrup „iKuh – die komische Intelligenz der Westfalen“ deutet.
Bessere Chancen als beim Zelt-Kabarett hat ein neugieriges Publikum stets beim Festival der Uraufführungen – ebenfalls im „Blue Dome“ zwischen Festspielhaus und Tierpark. Für alle Termine gibt es noch Karten, so Petra Hermann. „Der Große Marsch allerdings ist schon gut verkauft.“ Das „Proteststück“ des 29-jährigen Wolfram Lotz, handelt ja auch der aktuelle Kultur-Spiegel als Theater-Tipp, Schlagzeile: „Wenn der Pelikan bellt“.
Während der Proben am Saarländischen Staatstheater in Saarbrücken wächst sich die Revue mit den Herren Ackermann, Bakunin und Hamlet zum nahezu Zelt-sprengenden Großschauspiel aus. Kleist-Förderpreisträger Wolfram Lotz, so der Kultur-Spiegel, „probt den Widerstand gegen die Wirklichkeit.“ Im Zelt vom 20. bis 22. Mai.
Mit besonderer Zuneigung empfahl der Ruhrfestspiel-Intendant bereits zur Auftakt-Pressekonferenz im Januar „Gute Reise, Auf Wiedersehen“, die Uraufführung aus dem Nachlass von Einar Schleef. „Man hat ihn als Berserker des Theaters geschildert“, so Frank Hoffmann. „Als Autor ist er zart, zurückhaltend – ganz anders.“ Das vierte Drama des Schleef-Zyklus „Totentrompeten“ erzählt von drei alten Damen, die aus der Abgeschiedenheit ihres thüringischen Dorfes Sangershausen aufbrechen gen Amerika – in ein „Neues Ewiges Einerlei“. Im Zelt vom 26. bis 28. Mai.
Ulrich Zaums „Monsterballade“ umkreist ein Dreigestirn der englischen Schauer-Romantik: Mary und Percy Shelley nebst George Gordon Lord Byron und die Entstehung des Frankenstein – seiner Kreatur vielmehr. Am St. Pauli-Theater entsteht unter der Regie von Dania Hohmann ein Zitat-reiches Singspiel, eben eine „Monsterballade“. Im Zelt vom 3. bis 5. Juni.
Dirk Laucke heißt der zweite Kleist-Förderpreisträger des Autorenfestivals: „Alles Opfer! oder Grenzenlose Heiterkeit“ beginnt mit einem Unfall: Ein Reisebus stürzt in ein enges Waldtal; fünf Überlebende finden sich in einer Zwischenwelt wieder: Die Uhren bleiben stehen; es ist weder Tag noch Nacht. Gehören sie womöglich mit zu den Toten? Die erste Koproduktion der Ruhrfestspiele mit dem Staatsschauspiel Dresden gastiert vom 10. bis 12. Juni im Zelt.
Als „ein besonders tolles Programm“ hatte Frank Hoffmann das Festival der Uraufführungen angekündigt. An deren Anfang steht übrigens – vom 14. bis 16. Mai „Das Ding“, vom Intendanten angekündigt als „eine Komödie über die Globalisierung aus der Perspektive eines Baumwollsamens“. Brachte Philipp Löhle da Unspielbares zu Papier? Frank Hoffmann erwartet „einen sehr lustigen Abend für fünf Schauspieler“ – und verwies im Dortmunder „U“ auf beste Referenzen für Jan Philipp Gloger, gefragt als Regisseur für Opernhäuser.