Recklinghausen. .

Der künstlerische Leiter des grandiosen Duisburger „Traumzeit“-Festivals bespielt eine der kleinsten Bühnen Recklinghausens: Am Sonntag, 3. April, gastiert Tim Isfort (44) in der „Liedwärts“- Reihe der Altstadtschmiede.

Der Kontrabassist komponiert für seine Ensembles gerne zu den Texten prominenter Autoren von Blixa Bargeld bis Christian Brückner.

Kennen Sie eigentlich die Altstadtschmiede?

Der Jazz-Bassist Tim Isfort.
Der Jazz-Bassist Tim Isfort. © Helmut Berns

Tim Isfort: Vor Jahren war ich mal da, um ein Konzert zu sehen. Ich liebe eigentlich diese kleineren Orte – mehr als die großen Events.

Das „Traumzeit“-Festival im Landschaftspark Duisburg-Nord ist doch selbst ein gewaltiges Event?

„Traumzeit“ ist eine sehr besondere Kombination mit ihrer Industrie-Patina. Das kann man nicht mit anderen Events vergleichen. Wir versuchen da zwischen Pop-, Indie- und Weltmusik zu balancieren. Aber auch dieses riesige Terrain hat kleinere Bühnen.

Ihre Band für die Altstadtschmiede heißt „Hosentaschenorchester“. Eine ganz neue Formation?

Es ist ein charmantes Zwischending. Große Besetzungen können ja selten spielen. Das „Tim Isfort Orchester“ liegt oft auf Eis. Es ist eben ein riesiger logistischer Aufwand. Die Zeit der Unterhaltungs-Orchester ist leider vorbei.

Warum heißt der Schmiede-Abend „Tim in Birma“?

Für das Goethe-Institut gab ich im Herbst und Winter Jazz-Workshops in Birma. Das war so beeindruckend, dass ich dort selbst Ton-Aufnahmen machte. Aus diesen „Atmos“ werden kleine Intermezzi zwischen den Songs. Wir machen jetzt aber keine Weltmusik. Das Hosentaschenorchester spielt in einer eher fragilen Besetzung mit Geige, Cello, Kontrabass und Trompete.

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Warum Birma – das ist doch ein in jeder Hinsicht schwieriges Land?

Das Auswärtige Amt hatte mich angefragt für Projekte zum 20. Jahrestag der Wiedervereinigung. Birma ist eine Diktatur seit über 40 Jahren, völlig isoliert – man weiß, man wird beobachtet. Aber genau dies ist der Punkt: Die kleinen Tätigkeiten, das gibt den Leuten viel. Zwischen meinen beiden Besuchen sind schnell Freundschaften entstanden.

Kennen Birmanen denn Jazz?

Es gibt schon Interesse an westlicher Musik – und wie in Thailand diese Karaoke-Kultur. Das ist natürlich schrecklich (lacht). Wir probten dort Jazz und traditionelle birmanische Songs. Das war ganz toll. Beim nächsten Traumzeit-Festival gibt es einen Schwerpunkt Myanmar (der heutige offizielle Name von Birma).

Das dürfte ein erheblicher Aufwand gewesen sein?

Ein bisschen kam ich mir vor wie „Udo Lindenberg darf nach Pankow“. Man lässt Kulturaustausch zu; das können wir unterstützen. Eine große alte Hochkultur, die auszubluten droht, sollte der Welt gezeigt werden. Ich habe viel mitgenommen aus Birma.

Davon zeigen Sie in der Schmiede . . .

Wir spielen Ton-Miniaturen mit Geräusch-Atmos, mit Musik oder mit englisch lernenden Schülergruppen.

Meinen Sie, „Tim in Birma“ passt gut in eine Reihe, die „Liedwärts“ heißt?

Der Singer-Songwriter mit Gitarre bin ich nicht. Ich komme vom Orchester. Aber wir haben Texte von Tom Liwa und Blixa Bargeld dabei. Mit Birma wollten wir der Sache einen Rahmen geben.