Recklinghausen. . Direktor Bernhard Paul erzählt vom steten Wandel des Jubiläums-Programms „35 Jahre Circus Roncalli“

32 000 Zu­schauer zählte der „Circus Roncalli“ nach zwei Wochen und vier Tagen teils zweimal täglicher Vorstellungen auf dem Konrad-Adenauer-Platz. Am heutigen Montag wird der Tross wieder am Güterbahnhof Wanne-Eickel verladen: zur Fahrt nach Bielefeld.

„Roncalli“-Gründer und Direktor Bernhard Paul (63) blickte von seinem Kölner Hauptquartier aus zurück auf die Zeit in der Premierenstadt Recklinghausen.

Wie ist Ihre Bilanz nach fünf Wochen in Recklinghausen?

Bernhard Paul: Es hat fast alles wunderbar geklappt. Nur Edith Richter ist am Donnerstag von ihrem Pferd gestürzt und hat sich eine Schulterprellung zugezogen. Aber sie kann schon wieder in der Manege auftreten.

Und die Zuschauer-Resonanz?

Es war ein Bilderbuch-Gastspiel. Der Vorverkauf war schwächer als in den Jahren zuvor. Aber der anschließende Verkauf war einer der besten – wenn nicht der beste – den wir in Recklinghausen hatten. Es hat sich wohl ‘rumgesprochen, wie gut das Programm ist.

Beim ersten Pressegespräch im Recklinghäuser Rathaus hatten Sie von Ihren Kindheitserinnerungen erzählt, die sie ins neue Programm einflechten wollten. Der unbefangene Zuschauer nimmt das aber kaum war?

Es ist ja noch nicht fertig. Die Artisten kamen aus aller Welt und zeigen ihre schönsten Nummern. Ich weiß aber, was ich daraus machen möchte. Der Kostümdesigner aus London war hier in Recklinghausen; wir haben eine tolle Schneiderei in Duisburg.

An unserer nächsten Gastspiels-Station in Bielefeld folgt der erste Kostümwechsel.

Sind Sie dann am gestalterischen Ziel?

Nein, das Programm ist wie ein Chamäleon, das sich langsam verwandelt.

Dem Publikum will ich ja kein Märchen erzählen aus meiner Kindheit. Es sind Zitate, die wir einstreuen, keine Geschichte. Etwas werden wir schon in Bielefeld zeigen – in Bonn ist es dann fertiger. Es ist ein Prozess.

War Recklinghausen so gesehen eine Vor-Premiere?

Die Theater können es sich ja leisten, wochenlang zu proben. Wir sind nicht subventioniert – wir ermöglichen als Steuerzahler die Subventionen. Darum proben wir vor Publikum, aber die Akrobatik der Nummern ist vollendet.

Was hat den Zirkusdirektor beeindruckt?

Fabricio Nogueira, der Radler in seinem Holzkessel, kam sehr gut an. Diese Nummer hat’s bei uns noch nie gegeben. Die Auswahl der Artisten war der erste Schritt – und die Auswahl stimmt.

Der Pantomime Borys Borysenko wird jetzt zur Porzellanfigur. Er kommt dann ganz weiß wie aus der Porzellanfa­brik in Wilhelmsburg, wo ich aufgewachsen bin.

So wird aus den 20 Nummern das „biografische“ Konzept, von dem Sie erzählt haben. Bleibt Recklinghausen denn auch in Zukunft Premieren-Stadt?

Unser Erfolg heißt auch: Wir kommen wieder. Ich danke dem Publikum in Recklinghausen.

Bleiben Sie auch im Drei-Jahres-Takt der Gastspiele?

Wir bleiben auch gerne im Drei-Jahres-Takt. Bis 2014.