Haltern am See. .

„War ganz schön busy der Tag“, schrieb Jonas Ohlms (27) am Dienstagabend auf Facebook. Da hatte er bereits das x-te Telefongespräch, ein Interview und ein Fotoshooting hinter sich. Dabei hat der Medien-Berater eigentlich nur eine Web-Seite „pro Fastfood in Haltern am See“ gestaltet – mit ungeahnter Resonanz (die WAZ berichtete). Die Seite verzeichnet Clicks im vierstelligen Bereich und die Medien geben sich an seinem Arbeitsplatz und zu Hause die Klinke in die Hand. „In kurzer Zeit so viele Reaktionen, davon würden Kommunalpolitiker träumen“, ahnt er.

Dabei hat der 27-Jährige mit Kommunalpolitik nichts am Hut. Er will sich mit seinem Engagement für einen Schnellimbiss in Haltern „nicht vor einen politischen Karren spannen lassen“, andererseits dafür einsetzen, dass er auch mal „nachts um Zwei in Haltern in ein Schnellimbissrestaurant gehen kann“. Da würden Interessen junger Menschen nicht berücksichtigt, weil sie „nicht in den Kammern sitzen, in die wir jungen Leute nicht reinkommen, geschweige denn mitentscheiden“.

Aber junge Menschen wie Jonas haben ganz neue Werkzeuge zur Verfügung, um sich zur Wehr zu setzen. Das zeigt die vielzähligen Reaktionen auf seine Webseite „fastfood-für-haltern.de“. Sie möchten sich einmischen, nicht einfach wortlos hinnehmen, dass immer wieder ungeniert in ihre Lebenswirklichkeit eingegriffen wird. Und dazu gehört für die Internet-Generation ein rund um die Uhr geöffnetes Fastfood-Restaurant. „Auch deshalb habe ich mich entschieden, die Pro-Fastfood-Seite weiter zu machen, um zu zeigen, dass man was machen kann“, sagt der Halterner.

Dass sich die Gegner des Schnellimbissrestaurants, die das Menetekel von Müllbergen, Geruchsbelästigung und falscher Ernährungen an die Wand malen, von den neuen Medien überrumpelt fühlen, kann er verstehen: „Für sie ist das Internet eine fremde Welt, Computerspiele ein fremdartiger, potenziell gefährlicher Zeitvertreib. Aber gerade auf Facebokk hetzen die Leute nicht gegeneinander, weil sie mit ihrem richtigen Namen dort stehen.“ Und gleichzeitig lebten in diesem Land an die 16 Millionen Menschen, die bei Facebook Deutschland angemeldet seien. „Der Großteil ist zwischen 25 und 34 Jahre.“ Für die sei das Internet ein normaler Teil ihres Alltags, ebenso wie Telefone für die Generationen davor.

Vor acht Tagen hat Jonas Ohlms die Webseite gestartet, am Wochenende will er „ein Voting durchführen“, um den Zuspruch für das Fastfood-Restaurant in Zahlen zu benennen. So ganz alleine steht der Halterner mit seinem Pro-Fastfood-Engagement nicht. Die ältere Generation in der Seestadt zieht nach - wenn auch auf herkömmliche Weise. Susanne Kutscher (44) aus Haltern-Holtwick überreichte gestern im Rathaus 180 Unterschriften „pro McDonald’s“ mit dem Hinweis: „Auch meine 75-jährige Schwiegermutter ist ein begeisterter Big Mac-Fan.“ Also doch kein Generationenkonflinkt.