Recklinghausen. .

Alles eine Sache der Perspektive. Ob „Hinter den Kulissen von Paris“ das Leben wirklich noch einmal so süß ist, wie es Mireille Mathieu als „Spatz von Avignon“ einst von den Dächern dieser Welt pfiff, weiß wahrscheinlich kein Mensch. Beim Circus Roncalli indes ist das anders, da bleiben nicht viele Fragen offen. Was Wunder, wenn man den Menschen seit Jahren beim „Tag der offenen Tür“ zeigt, wie Zirkus geht, wenn denn Roncalli drauf steht.

„Dass wir die Menschen hinter unsere Kulissen schauen lassen, gehört zu einer guten alten Tradition des Unternehmens“, hatte auch Markus Strobl wieder mal ohne Ende Spaß. Geduldig wie ein als Roncalli-Sprecher verkleideter Maulesel erzählte er, was die Menschen wissen wollten. Genau wie die gesamte Roncalli-Familie. Eine Anekdote hier, ein Foto fürs Familienalbum dort. Und die rote Nase, eines dieser charmanten Markenzeichen, kriegt ein jeder – auch jene, die nicht Rudolph heißen und kein Rentier sind.

Einer, der das Publikum besonders in seinen Bann zieht, ist Jemile Martinez. Tempo-Jongleur nennen sie bei Roncalli das, was der Teufelskerl macht, und in der Tat: Wer irgendetwas mit einem Ball zu tun hat, der müsste vor Ehrfurcht auf die Knie sinken, wenn er Martinez zuschaut.

„Seit er bei uns arbeitet, kommen ungewöhnlich viele Spieler, ja ganze Fußballvereine, um sich vielleicht etwas abzuschauen“, sagt Strobl. „Selbst Schalke-Star Raul hatte sich bereits angesagt, konnte dann aber kurzfristig doch nicht. Vielleicht hat seine Frau ja ein Veto eingelegt. Vielleicht aber auch der neue Trainer.“

Zirkus hautnah, das gehört bei Roncalli zum guten Ton. Wie übrigens auch die launigen Ansagen des so genannten Sprechstallmeisters Patrick Philadelphia, der auch gestern wieder mit Frack und Reitstiefeln und wie aus dem Ei gepellt daherkam, Kommandos gab und Kollegen ansagte.

Ein Kommen und Gehen rund um die Zeltstadt und im Chapiteau sowieso. Kinder strahlen mit Weißclown Gensi um die Wette, weil es einfach so viel zu sehen gibt. Kostüme, so schick, so elegant. Wie aber werden sie geschneidert, wie geflickt, wenn’s denn mal sein muss? Hinter den Kulissen.

Auch Emily (9), eine nette junge Dame aus Haltern am See, ist fix und alle, weil das Tantchen sie mitnahm. „Am tollsten war das mit dem Fußball.“ Raul doch da?