Essen. / Marl. .

Die schweren Vorwürfe der Anklage gegen den Recklinghäuser bestätigten sich nicht. Lediglich für 14 Fälle des sexuellen Missbrauchs seiner leiblichen Tochter in Marl verurteilte das Landgericht Essen ihn zu einer Strafe von zwei Jahren Haft mit Bewährung.

Ursprünglich hieß es in der Anklage, der heute 47 Jahre alte Angeklagte habe seine 1989 geborene Tochter in 500 Fällen missbraucht. 1996, als das Mädchen noch sechs Jahre alt war, soll er damit begonnen haben, mit dem Kind in den Wald zu fahren. Dort verging er sich an ihr, lautete der Vorwurf. An einem Disco-Abend im Halterner „Old Daddy“ soll der Angeklagte seine zu der Zeit 13 Jahre alte Tochter einem älteren Bekannten zum Sex verkauft haben.

Bekannt wurden die Vorwürfe 2009, als eine Tante der heute 21 Jahre alten Frau vom mutmaßlichen Missbrauch hörte. Sie sorgte dafür, dass die junge Frau zur Polizei ging.

Mehr Beweise standen der V. Essener Strafkammer in dem am 28. Februar gestarteten Prozess nicht zur Verfügung. In ihrer Vernehmung verstrickte die 21-Jährige sich nach Einschätzung des Gerichtes zudem in deutliche Widersprüche zu ihren Angaben bei der Polizei. Ihre Familienmitglieder hörte das Gericht zwar auch. Doch sie sagten eher allgemein über schlechte Eigenschaften des Angeklagten aus, dem sie im Rückblick die schlimmen Taten zutrauten. Seine Verurteilung hätte sich darauf aber kaum stützen können.

Im Beratungszimmer sprachen die Juristen am Montag, zweiter Verhandlungstag, über die Beweisprobleme. Of­fenbar beriet Verteidiger Tom Bub seinen Mandanten entsprechend: Heraus kam im Gegenzug zu dem Geständnis die Bewährungsstrafe. 14 eher leichtere Fälle der Taten zwischen August 1996 und November 2003 räumte er ein. Für weitere Taten hätte die Beweislage kaum gereicht.

Als Auflage ordnete die Kammer ein Kontaktverbot zu der jungen Frau an. Ihr Nebenklageanwalt hatte berichtet, dass versucht worden sei, die 21-Jährige per SMS zur Rücknahme der Anzeige aufzufordern. Richterin Luise Nünning zum Angeklagten: „Sie haben der Familie viel Schlimmes zugefügt und müssen akzeptieren, dass Ihre Familie jetzt eigene Wege geht.“