Recklinghausen. .

Der Tod tanzt Tango mit dem Soldaten, umringt von einer illustren Schar. Papst und Königin haben sich eingereiht. Andreas Paul Weber, der Meister des Makabren, sorgt im Kutscherhaus für den ersten Blickfang der Ausstellung „Narren – Masken – Karneval“.

Dass die Graphiksammlung „Mensch und Tod“ daneben auch ein Dürer zugeschriebenes Blatt nach Recklinghausen entliehen hat, fällt neben den großformatigen Trümpfen zunächst kaum auf. Die Kollektion im Besitz des Instituts für Medizingeschichte an Düsseldorfs Heinrich-Heine-Universität vereint große Namen von Hans Holbein bis Alfred Kubin mit fast vergessenen Graphikern unter dem „närrischen“ Leitmotiv.

Die Kunsthalle im „Exil“ ist mit dieser Übernahme aus dem Düsseldorfer Theatermuseum zu Gast im Domizil des Vestischen Künstlerbundes und des Kunstvereins. 50 Exponate aus einem Bestand von 3500 Blättern finden Platz in den 150 Quadratmetern des Kutscherhauses – doch rheinischer Frohsinn ist auf den nur zum kleineren Teil farbigen Blättern nicht zu erwarten.

Die Figur des Narren ist historisch dem Tod als Sensenmann und finsterem Kuttenträger eng verbunden, erklärt Dr. Hans-Jürgen Schwalm. Der stellvertretende Muse-umsdirektor verweist auf den biblischen Psalm 53 – „der Narr als Gottesleugner“ – und darauf, dass in den spätmittelalterlichen Bilderzyklen der „Totentänze“ die Königin meist mit ihrem Hofnarren ins Jenseits schritt. Die Ausstellung zeigt Motive dieses frühen „Danse macabre“ ebenso wie die kolorierte Eleganz und grelle Dramatik des Empire-Karikaturisten Thomas Rowlandson: Zum bestechend ge­füllten Kleinformat gehörte einst ein Heft mit 15 Seiten Erläuterungen, die das Personal dieser „Masquerade“ de­maskierten.

Bis ins frühe 19. Jahrhundert, erklärt Dr. Schwalm, galt Irrsinn (der von professioneller Narretei kaum unterschieden wurde) als Folge sündhaften Lebens: „Dem ist die Ausstellung auf der Spur – mit dem Anspruch, auch die Doppelbödigkeit des Karnevals sichtbar zu machen.“ Der Tod nicht nur als Tänzer, auch als Puppenspieler: Das zeigt Tony Munz­lingers bissiges Blatt der mit Locken aufgehübschten „Puppenspielerin“. Die Handpuppen lässt sie mit Schwertern aufeinander einschlagen.

Unterm Dach des Kutscherhauses bestimmen fünf Bronzen des Düsseldorfers Bert Gerresheim das Bild: Die Vorstudien des Hoppeditz-Denkmals zeigen den Narren auf einem Turm aus Masken hockend. Er blickt in den Handspiegel und sieht den Tod: Es ist Aschermittwoch.