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Nach Gelsenkirchen lädt am Dienstag die Industrie- und Handelskammer, um den 86. Bericht zur Konjunkturlage im Ruhrgebiet vorzustellen. Viele Anzeichen sprechen dafür, dass sie von einem Saldo-Plus bei der Gegenüberstellung von positiven und negativen Entwicklungen berichtet. Für den Kreis Recklinghausen gibt es ein solches Plus jedenfalls.
Das geht aus dem Konjunkturbericht für die Emscher-Lippe-Region und das Münsterland hervor. Überschrift: Stimmung auf dem Höhepunkt. Damit hat sich das wirtschaftliche Klima gegenüber dem Vorjahr („Erholung ohne Schwung“) deutlich verbessert. Der Kreis liegt im Trend der gesamten Region. 44,9 Prozent aller hier ansässigen Unternehmen bezeichnen die Geschäftslage als gut (Vorjahr 24,1), 49,3 Prozent (62,0) immerhin noch als befriedigend. Die Erwartungen sind für 34,8 Prozent besser (Vorjahr (20,3), für 60,9 Prozent gleichbleibend (60,8).
Vor allem die exportorientierten Unternehmen machen sich große Hoffnungen. Dass der Export höher ausfällt, erwarten 46,9 Prozent der befragten Firmen (Vorjahr 34,4), 40,6 Prozent gehen von einem gleichbleibenden Außenwirtschaftsgeschäft aus (46,9). „Die durch die Weltwirtschaftskrise erlittenen Einbrüche wurden in den vergangenen Monaten durch den deutlichen Anstieg der Exporte kompensiert“, sagt IHK-Geschäftsführer Christoph Pieper. Davon profitiert gerade die Chemie-Industrie, die die Wirtschaft des Kreises entscheidend prägt. 10 000 von insgesamt 26 000 Arbeitnehmern im Industriesektor der Region sind allein im Chemie-Park Marl beschäftigt.
In einen deutlichen Beschäftigungsschub wird die positive Entwicklung allerdings anders als in anderen Regionen wohl nur bedingt münden. Nur 15,9 Prozent der Unternehmen rechnen mit einem Zuwachs an Stellen, immerhin 75,4 Prozent gehen von gleichbleibender Beschäftigung aus. Nicht zuletzt deshalb kommen die 27 neuen Arbeitsvermittler der Agentur für Arbeit womöglich wie gerufen. „Die Signale aus der Wirtschaft sprechen für eine weitere Verbesserung der konjunkturellen Lage. Durch Verstärkung unseres Teams können wir mit Beginn der Frühjahrsbelebung unsere Vermittlungsgeschäfte weiter forcieren“, sagt Astrid Neese, die Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Recklinghausen, die für die sechs Standorte Recklinghausen, Castrop-Rauxel, Datteln, Dorsten, Herten und Marl zuständig ist.
Wie gut die wirtschaftliche Lage mit Ausnahme der schwächelnden Baubranche ist, zeigt der Blick auf den Klima-Index. Der ist mit 132,5 Punkten so hoch wie seit zehn Jahren nicht mehr. IHK-Geschäftsführer Karl-Friedrich Schulte-Uebbing bilanziert: „Es spricht vieles dafür, dass der konjunkturelle Schwung ausreicht, um auch in 2011 für ein erfreuliches Wachstum zu sorgen“, so der Recklinghäuser. Der optimistische Ausblick wird dadurch genährt, dass die Region stark von der Zuliefererindustrie geprägt ist und etwa der Maschinenbau zeitverzögert vom Aufschwung profitieren wird. Optimistisch seien gerade Unternehmen mit bis zu 20 Beschäftigten, die oft am Ende der regionalen Zuliefererkette stünden und daher den Aufschwung mit einer zeitlichen Verzögerung spüren.
Der IHK-Konjunkturklimaindikator ist ein Wert, in den die Angaben der Unternehmen zur aktuellen Geschäftslage und zu ihren mittelfristigen Geschäftserwartungen gleichberechtigt einfließen. Mit derzeit 132,5 Punkten ist er für die Region so hoch wie seit den 1990er Jahren nicht mehr.