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Mit süffiger Schmäh bedenkt Bernhard Paul, der Direktor und Erfinder des „Circus Roncalli“, seine Konkurrenz, den internationalen Zirkuskonzern aus Kanada. Doch die Beatles-Connection nutzen beide: der „Cirque du Soleil“ und der poetische Zirkus des 63-Jährigen.

In Las Vegas gab’s „Love“, die Beatles-Collage von Sir George Martin. Und in Recklinghausen startet am 10. März die Jubiläumstournee des „Circus Roncalli“ in einem Design von Klaus Voormann, 72-jähriger Musiker, Grafiker und den Beatles eng verbunden. Er gibt den zirzensischen Kindheitserinnerungen des Bernhard Paul den schwarz-weißen Look.

„Klaus sitzt in seinem Atelier und malt bereits“, erzählte Bernhard Paul, während er am Mittwoch im Rathaus – an seiner Seite Bürgermeister Wolfgang Pantförder – das Gastspiel vorstellte: 35 Jahre nach der „Roncalli“- Gründung, 30 Jahre nach der „Reise zum Regenbogen“ mit weltweit acht Millionen Zuschauern.

Einen Namen hat die neue Produktion – nach „All you need is laugh“ von 2008 – noch nicht. „Ich lasse mich genauso überraschen wie Sie“, meinte der Direktor. „Plötzlich ist der Titel da“. Doch der 63-Jährige, aufgewachsen im niederösterreichischen Industriedorf Wilhelmsburg, erzählte recht ausführlich aus seinen Kindertagen – und seiner ersten Begegnung mit der Zirkuswelt.

Seine Stimme zeichnete eine Szene wie aus einem Fellini-Film: „Hunderte weiße Radfahrer“ kamen staubbedeckt mittags aus der Porzellanfabrik, „hunderte schwarze“ aus der Eisengießerei. Als eines Tages ein Zirkus in Wilhelmsburg strandete, war’s für den sechsjährigen Bernhard Paul „wie die Erfindung des Farbfernsehens“.

Diese Erinnerung soll das Recklinghäuser „Circusstück in zwei Akten auf Sägemehl“ in Bilder und Akrobatik übersetzen: natürlich mit weißen und schwarzen Fahrrad-Artisten. Und mit Musik zur Zither – denn andere Instrumente kannte der Bub Bernhard Paul noch nicht. Am 21. Februar bereits wird der „Roncalli“-Tross aus dem Kölner Winterquartier anreisen, mit der Bahn, um neben dem Bahndamm am Konrad Adenauer- Platz seine Wagen- und Zeltstadt aufzubauen. In Recklinghausen steigt am Donnerstag, 10. März, die Premiere zum Roncalli-Jubiläum. Also wird auch hier geprobt. „Es muss so leicht daher kommen und so selbstverständlich“, sagt Bernhard Paul, „dass man sich nach drei Stunden fragt: Was – schon aus?“