Recklinghausen / Dortmund. .

205 Aufführungen von 60 Produktionen, davon 18 eigene oder in Co-Produktion: Die Ruhrfestspiele haben zwar nach wie vor nur sechs Wochen Spiel-Zeit – und werden doch immer größer.

Am Mittwoch stellte Festspiel-Intendant Frank Hoffmann unterm Dach des Dortmunder U das Programm vor; am heutigen Donnerstag startet der Verkauf der rund 90 000 verfügbaren Karten. Die Plakate und das 116 Seiten starke Programmheft dazu stellen Friedrich Schillers klassisches Antlitz vor eine rauchende Industriekulisse.

„In die Zeit gefallen: Schiller“ lautet das Motto der Festspiele. Zwar zeige man in der kommenden Saison mit 11 Ur- und Erstaufführungen „so viele wie noch nie“, so Frank Hoffmann. Doch auch da steckt Schiller drin: In Albert Ostermaiers „Räuber“-inspiriertem „Aufstand“ etwa: Es ist zugleich das Debüt des ehrwürdigen Recklinghäuser Rathaussaals als Festspielstätte.

200 Jahre nach Schiller war der jetzt 43-jährige Albert Ostermaier „Hausautor“ des Mannheimer Theaters: „Ein radikaler, brisanter, zeitloser Autor“ – das sagt der „Nachfolger“ über seinen Vorgänger. Frank Hoffmann nennt Schillers Schaffen (anders als das Kleist’sche im Vorjahr) „zu groß für ein Festival“. Mit jedem seiner Dramen, so der Intendant, habe Schiller „eine neue Epoche eingeleitet“.

Die Ruhrfestspiele zeigen im Großen Haus „Die Räuber“, „Don Carlos“, „Kabale und Liebe“ sowie „Maria Stuart“. Ein Drama aber, bedauerte Hoffmann, „wird eigentlich nie aufgeführt“: Der Intendant selbst nahm den Fragment gebliebenen „Demetrius“ und inszeniert die eigene Fassung mit dem Mini-Dlin Marionettentheater aus St. Petersburg, „dem besten europäischen Marionetten-Theater“, so Hoffmann.

Gliederpuppen sind keine Stars – doch auch mit ihnen wissen die Ruhrfestspiele wieder zu glänzen: John Malkovich spielt als Casanova „irgendwie auch einen Zeitgenossen Schillers.“ Frank Hoffmann verriet weit Sensationelleres: „Malkovich wird auch Mozart singen.“ Die englisch-italienisch-sprachigen „Giacomo Variations“ stellen neben dem Star große Sänger auf die Bühne.

Heike Makatsch kann singen, das hatte sie im Kino und auf CD schon als Hilde Knef bewiesen. Für die Ruhrfestspiele wird sie erstmals auf einer Theaterbühne agieren. Gestern, im Dialog mit Sebastian Hartmann, dem Regisseur von „Paris, Texas“, räumte sie ein: Film- und Bühnen-Schauspieler „ist doch nicht der gleiche Beruf. Die Spanne der Konzentration: das ist doch eine andere Welt.“ Die Dramen-Fassung des Filmklassikers von Wim Wenders ist die zweite Produktion im Großen Haus.

Fürs Kleine Theater inszeniert Frank Hoffmann eine europäische Erstaufführung: „Die Demonstration“ von George Tabori war bisher nur in den USA zu sehen. „Brutal“ nennt der Intendant den Text und „grenzwertig – aber gebrochen durch diesen grandiosen Humor, den nur Tabori hat“.

Für Schiller tun sich auch „nach langen Jahren“, so Hoffmann, zwei Lokalmatadoren zusammen: Im Festspiel-Programm dirigiert Heiko Mathias Förster am 29. Mai die Neue Philharmonie Westfalen und Beethovens 9. Sinfonie mit der Ode „An die Freude“. Und selbst aus der Schüler-Qual der „Bürgschaft“ soll im Kleinen Theater packendes Schauspiel werden.