Haltern am See.

Ist es energetisch und volkswirtschaftlich sinnvoll, dass die Energiegenossenschaft Haltern am See in Photovoltaik investiert?

Diese, von CDU-Ratsherr Manfred Ernst eher rhetorisch formulierte Frage, brachte die 120 Zuhörer und Mitglieder der neuen Energiegenossenschaft Haltern ins Grübeln. „Die Photovoltaik liefert ein Prozent der Gesamtstrommenge in der Bundesrepublik, schlägt aber mit 30 Prozent aller Erneuerbare Energien-Aufwendungen zu Buche“, so Ernst. Die EEG-Aufwendungen belaufen sich in 2010 auf rund 12 Mrd. Euro.

Anlass der Diskussion: Das Geld von (bislang) 209 Genossenschaftsmitgliedern fließt in den Bau einer Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Schulzentrums. Die Anlage ist für Anfang 2011 geplant, hat eine Leistung von 110 kW und produziert im Jahr rund 95 000 Kilowattstunden. Damit können gut 20 Haushalte versorgt werden.

Die Frage, ob es volkswirtschaftlich sinnvoll sei, Solarstrom zu fördern, müsse man dem Gesetzgeber in Berlin stellen, hielt Stadtwerke-Geschäftsführer Klemens Diekmann dagegen und machte für Haltern folgende Rechnung auf: Die Umlage für Erneuerbare Energien (EEG-Umlage) sei für Haltern ein Minus-Geschäft. „Die Bürger zahlen wesentlich mehr in den Topf ein als in Haltern für die Förderung von Strom aus Photovoltaik-Anlagen und Windrädern ausgegeben wird.“

Zwar gibt es im Kreisvergleich auf Halterner Dächern eine relativ große Zahl an Solarmodulen (379), aber aus dem Topf der EEG-Umlage fließen jährlich rund 1,8 Mio. Euro in die Seestadt, während die Stromkunden in Haltern 2,9 Mio. Euro einzahlen. „Unter dem Strich bleibt somit ein Minus von 1,1 Mio. Euro“, so Diekmann. Für ihn folgt daraus, dass es lokal gesehen sinnvoll ist, „sich ein möglichst großes Stück des EEG-Kuchens zu sichern“.

Und die Energiegenossenschaft will mit von der Partie sein. Sie will dafür sorgen, dass im nächsten Jahr eine weitere große Photovoltaik-Anlage in Haltern ans Netz geht. „Wir stehen in den Startlöchern“, so Martin Möllers, Vorstandsvorsitzender der Energiegenossenschaft. Ziel soll ein Energiemix sein, eine Beteiligung an einem Windrad ist denkbar. Dann wäre auch die Rendite für die Genossenschaftsmitglieder höher. Aktuell sind zwei bis vier Prozent anvisiert.

Vielleicht zieht NRW ja mit Bayern gleich: Bei einer bundesweiten Betrachtung der EEG-Zahlungsströme fällt auf, dass NRW einen hohen negativen Saldo aufweist. 2010 fließen 1,3 Mrd. Euro mehr ab als hier für die Förderung von Anlagen ausgegeben wird. Bayern und Niedersachsen kassieren für ihre Solar- und Windkraftanlagen deutlich mehr als ihre Bürger in den Topf einzahlen.