Recklinghausen. .

So viele Studenten gab es noch nie in Deutschland. Kürzlich hat das Statistische Bundesamt die aktuellen Studierendenzahlen veröffentlicht.2,2 Millionen Menschen im laufenden Wintersemester an deutschen Universitäten eingeschrieben.

443 000 sind allein dieses Jahr dazugekommen. Dies betrifft vor allem westdeutsche Universitäten. Auch die Fachhochschule Gelsenkirchen mit den Standorten Bocholt und Recklinghausen spürt die steigenden Studierendenzahlen. „Wir haben derzeit eine Auslastung von 130 Prozent, sagt Hochschulpräsident Dr. Bernd Kriegesmann. Diese käme zustande, weil die Studierendenzahlen seit Jahren kontinuierlich angestiegen seien. Am Standort Recklinghausen blieben sie allerdings konstant und bewegten sich seit Jahren im guten Vierhunderter-Bereich. Björn Jadzinski, stellvertretender Vorsitzender des Studierendenparlaments und Student am Standort RE meint: „Die Hörsäle sind momentan gut gefüllt, aber nicht überfüllt.“ Die Situation könne sich jedoch aufgrund der doppelten Abiturjahrgänge, die jetzt an die Hochschulen strömen, und durch die Aussetzung der Wehpflicht verschärfen. „Dann könnte es knapp werden“, so Jadzinski.

„Unsere Lehrenden sind seit Jahren an hohe Studierendenzahlen gewöhnt“, so sieht Präsident Kriegesmann die Situation. „Wir sind für eine hohe Überlast gewappnet.“ Ohnehin werde sich die Situation wieder entspannen oder sich sogar ins Gegenteil umkehren: „Ab 2015 werden die Studierendenzahlen wieder sinken, und dann stellt sich die Frage nach den Fachkräften.“ Denn abzusehen ist, dass dann die geburtenschwachen Jahrgänge ins Studentenalter kommen werden.

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Von DerWesten

Doch zunächst werden die Hochschulen die vielen Schulabgänger zu stemmen haben. Bund und Länder reagierten darauf mit dem Ausbau von Studienplätzen und der Aufstockung des Budgets im Rahmen des Hochschulpakts 2020. Nach Berichten der Wochenzeitung „Die Zeit“ sind drei Milliarden Euro mehr pro Jahr für die Hochschulen geplant. „Von dem Geld kann unsere Fachhochschule natürlich Personal aufstocken. Die Räume können wir jedoch nicht erweitern“, gibt Kriegesmann zu bedenken.

Noch nicht mit einbezogen in jegliche Prognose und Finanzierungsvorhaben ist die beschlossene Aussetzung der Wehrpflicht. Durch sie werden noch einmal etwa 50 000 Studenten an die Hochschulen strömen.

Was bedeutet dies nun konkret für junge Leute, die am Standort Recklinghausen ihr Studium aufnehmen möchten? „Wenn ich mich recht entsinne, mussten wir dieses Jahr keine Bewerber abweisen“, so Kriegesmann. „Zulassungsbeschränkungen in Form eines Numerus Clausus lassen sich aber nicht vermeiden.“ Ganz ohne Zulassungsbeschränkung waren bisher von den sechs angebotenen Bachelor-Studiengängen die Nano- und Materialwissenschaften und Chemie. Stark ausgelastet sei die Chemie dennoch und die molekulare Biologie, also die Naturwissenschaften. Weniger stark ausgelastet seien die Wirtschafts-Studiengänge. Für die Zukunft wird sich aber ein Anstieg des Numerus Clausus in einigen Fächern nicht vermeiden lassen; es sei denn, die Hochschulen werden in den Überzahl-Jahrgängen noch mehr als bisher unterstützt. Oder das Personal leistet für diese Jahrgänge noch mehr Arbeit als zuvor, sofern die Raumkapazitäten es erlauben.