Herten. Heute dankt der Bundespräsident Ralph Hoffert – für den Einsatz des Kreis-DRK bei der Katastrophe von Duisburg.
Er war dabei, bei der Loveparade in Duisburg, auch wenn er nicht mittendrin war im Geschehen. Ralph Hoffert, Hertener Vorstandschef des Deutschen Roten Kreuzes (DRK), weilte an jenem 24. Juli, an dem eine fröhlich beginnende Feier in einer Katastrophe endete, auf dem Gelände der Kokerei Prosper in Bottrop. Als Einsatzleiter des so genannten Patiententransportzuges. Heute um 11 Uhr wird der 47-Jährige deshalb im Berliner Schloss Bellevue vom Bundespräsidenten empfangen: Christian Wulff will Hoffert Dank sagen für seinen Einsatz anlässlich des Unglücks auf der Loveparade in Duisburg – ebenso wie rund 200 weiteren Helfern aller Hilfsorganisationen, die bei der Loveparade geholfen, gerettet, beruhigt, Beistand geleistet haben; und stellvertretend für alle DRK-Helfer des Kreises Recklinghausen.
„Natürlich“, sagte Hoffert gestern kurz vor seiner Abreise nach Berlin, „ist es eine besondere Ehre, einer solchen Einladung zu folgen. Aber leider“, fügte er hinzu, „ist der Anlass ja mehr als traurig.“
Die Katastrophe von Duisburg, bei der es am Ende 21 Tote und mehrere hundert Verletzte gab: Für Hoffert und die rund 140 Vertreter von Hilfsorganisationen aus dem Kreis Recklinghausen und dem Münsterland, deren Einsatzort das Bottroper Kokerei -Gelände war, war sie in ihrem Ausmaß nicht einmal zu erahnen. Am Fernseher verfolgten die vielen – größtenteils ehrenamtlichen – Helfer zunächst die Geschehnisse auf der Loveparade. Sie sahen junge Menschen in Partystimmung, viel Gedränge – und schließlich, wie im Tunnel Panik ausbrach. Gegen 18 Uhr dann, etwa eine Stunde später, sei bei ihm ein Alarmruf eingegangen, erinnert sich Hoffert. Spätestens ab dem Moment hätten alle Helfer unter Daueranspannung gestanden: Wie viele (Schwer)-Verletzte werden vom Loveparade-Gelände nach Bottrop gebracht? Welche Krankenhäuser in der Nähe haben noch Aufnahmekapazitäten? Und, und, und.
Ralph Hoffert hat schon viele „Extremsituationen“ während seiner fast 20-jährigen Zeit beim DRK erlebt: So gehörte er beispielsweise zu den Helfern, die 2008 zum Busunglück auf der A2 nahe Hannover gerufen wurden, bei dem 20 Menschen nach einem Ausflug zum Prickingshof in Haltern-Sythen ums Leben kamen, und während des Kosovo-Krieges brachte er Flüchtlinge aus dem Krisengebiet nach Deutschland. Am Tag der Loveparade-Katastrophe dagegen hatte er keinen persönlichen Kontakt mit den Opfern, blieb es für ihn und die übrigen Helfer auf dem Kokerei-Gelände letztlich bei der bloßen Alarmierung.
Und doch hat die Tragödie des 24. Juli Ralph Hoffert emotional sehr mitgenommen; ein paar Tage danach besuchte er sogar die Unglücksstelle. „Ich wollte einfach nachvollziehen können, wie es so weit kommen konnte.“ Ob sich die Katastrophe von Duisburg womöglich hätte verhindern lassen? „Ich kann mir dazu kein Urteil erlauben“, erklärt er, „weil ich nicht alle Fakten kenne.“ Eine Sache indes bereite ihm seit jenem Besuch des Unglücksortes Bauchschmerzen: „Was ich mich wirklich frage, ist, ob es richtig war, den Zu- und Abgang zum Gelände ausgerechnet in einen Tunnel zu verlegen . . .“