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Wir Deutschen sind wohlgenährt, haben im Winter mit den Pfunden zu kämpfen. Ganz anders die Tierwelt: Sie kämpft ums Überleben. Muss aufgrund der erschwerten Futtersuche mit dem Hunger fertig werden.

Gleich zu Beginn der Adventszeit brach der Winter ein. Dann sitzen wir bei Kerzenschein gemütlich in der warmen Stube. Damit es den Vögeln ähnlich gut geht wie uns, stellen wir Futterhäuser und Meisenknödel im Garten auf. Jedoch, ist es überhaupt richtig, die wild lebenden Tiere zu füttern oder richtet diese Winterfütterung mehr Schaden in der Natur an als dass sie Nutzen bringt? Hilft das Füttern den Vögeln wirklich?

Vogelkundler sind da unterschiedlicher Meinung. Während Professor Peter Berthold vom Max-Planck-Institut für Ornithologie meint, man soll Vögel das ganze Jahr über füttern, hält Dr. Markus Nipkow vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) das für unsinnig: Die Natur sei kein Freiluft-Zoo mit gefüllten Futterbehältern. Der Nabu lehnt eine Ganzjahresfütterung wildlebender Vögel ab. Allerdings - das weiß auch der Nabu - der Aufzucht der Jungvögel, wie man früher glaubte, schadet die ständige Fütterung nicht. Einen vogelfreundlichen Garten halten die Ornithologen vom Nabu für die bessere, weil nachhaltigere Lösung.

Berthold dagegen ist sogar der Ansicht, es sei unsere moralische Pflicht, zu füttern. Die Fütterung sei nur ein schwacher Ausgleich dessen, was wir den Vögeln durch die Perfektion unserer Landwirtschaft weggenommen hätten.

Carola de Marco von der Ortsgruppe des Nabu in Haltern am See vertritt wiederum die Ansicht, Füttern allein sei zu kurz gegriffen: „Es ist ein generelles Umdenken notwendig.“ Den vogelfreundlichen Garten hält sie ebenfalls für die bessere Lösung. „Die Menschen haben viel kaputt gemacht, zum Teil aus Unwissenheit und auch aus Gier. In der Landwirtschaft ist ebenfalls ein Umsteuern notwendig.“ Ein vernünftiger Umgang mit unseren noch vorhandenen Ressourcen in der Natur sei nötig, allein schon für unsere Kinder, aber: „Mit der Fütterung können wir da nicht viel retten; allerdings, wenn dies zu einer Auseinandersetzung mit dem Thema führt, zum Nachdenken und Diskutieren darüber, warum die Vögel weniger werden“, räumt de Marco ein, „dann ist doch ein kleiner Teil erreicht.“ Beides, so meint sie, sowohl das Füttern als auch der vogelfreundliche Garten, seien nur ein Tropfen auf dem heißen Stein.