Recklinghausen. Schweden, das ist Pippi Langstrumpf und Selma Lagerlöf, Henning Mankell und Mittsommernacht, Abba und Ingmar Bergman. Vor allem aber ist es das unmögliche Möbelhaus. Es ist „Das Wunder von Schweden".

Recklinghausen. Schweden, das ist Pippi Langstrumpf und Selma Lagerlöf, Henning Mankell und Mittsommernacht, Abba und Ingmar Bergman. Vor allem aber ist es das unmögliche Möbelhaus. Es ist „Das Wunder von Schweden".

Das Hamburger Schauspielhaus setzte jetzt dem legendären Ikea-Gründer Ingvar Kamprad mit einer musikalischen Möbelsaga ein klingendes Denkmal rund um klingelnde Kassen. Ein grandioses Stück intelligenter, witziger Unterhaltung, das bei den Ruhrfestspielen seine minutenlang umjubelte Uraufführung feierte. Ein Theater-Wunder! Klug und kritisch.

Ein Händler wird zum Messias aufgemöbelt. Da wählten Erik Gedeon und Klas Abrahamson (Text und Musik) originellerweise die dramatische Form des Oratoriums. Ein Börsenrund mutiert auf der Bühne von Ulrich Frommhold zum sakralen Raum der Anbetung. Die Börsianer in Anzug und Kostüm entpuppen sich als Jünger eines Mannes, dem sie in herrlich schrägen, wunderbar wortspielerischen Arien und Rezitativen huldigen („Ein Kind ist uns geboren"): als Erfinder des gütigen Kapitalismus und des „demokratischen Designs", der 1943 im Alter von 17 Jahren einen Möbelversand gründete und ihn nach den Initialen seines Namens und seines Heimatortes benannte: Ikea.

Sieben Schauspieler mit herrlichen Stimmen besingen, mal A-capella, mal in Begleitung von Geige und Harmonium, den Lebensweg eines ungewöhnlichen Unternehmers in allen Höhen und Tiefen. Mal im naiven Volksliedton, mal im getragenen Sound eines Chorals. Da tanzen selbst die Möbel.

Der Gesangsabend orientiert sich an der tatsächlichen Biografie des Ikea-Gründers, verschweigt weder Pleiten, Boykotts noch faschistische Verfehlungen. Die Ikea-Werbung ist schon originell, aber nie wurde das Billy-Regal schöner besungen als in dem Choral „Am billi-gsten, am billi-gsten, wir müssen sein die Billi-gsten". Da kann man nur fragen: „Wohnst Du noch oder guckst Du schon?"