Marl/Dorsten.
ReFat Dorsten/Marl geht am Montag, 18. Oktober, im Industriepark in Produktion und besticht mit innovativer Technologie.
Die Anlage sieht ganz und gar unspektakulär aus. Halt wie es eine Fabrik mit großen Behältern, Rohren und viel Platz für große Transportfahrzeuge. In Wirklichkeit handelt es sich um höchst innovative Technology, ein völlig neues Verfahren, um Mischfettsäuren in industrielle Grundstoffe umzuwandeln. Montag geht es los.
ReFat Dorsten/Marl, angesiedelt auf einem 6000 qm großen Gelände im Industriepark, war eigens für das neue Verfahren gegründet worden. Die Idee stammt von Dr. Klaus zur Nedden, früher einmal Chemiker bei der Hüls AG. Die Idee, sich genau hier anzusiedeln, stammt auch von ihm. Jetzt ist er Geschäftsführer der ReFat GmbH, die das Ziel hat, nach dem Erfolg der Anlage im Industriepark weitere Werke zu bauen.
"Biomasse wird ein wesentliches Schlagwort in Zukunft sein“
Dass die Idee ein geschäftlicher Erfolg wird, davon konnte er ein bayrisches Unternehmen überzeugen: Die G+R Technology Group (250 Facharbeiter in Regenstauf), die sich besonders für Zukunftsmärkte interessiert und die die 20 Millionen Euro aufbrachte, die der Bau des Werkes im Industriepark kostete. Zum Arbeitsbeginn am Montag werden 25 Mitarbeiter gebraucht, später soll die Zahl auf 40 aufgestockt werden.
Während die Chemiker vom neuen Verfahren beeindruckt sind, ist der Geschäftsführer der Projektgesellschaft Industriepark, Klaus Langenberg, von der finanziellen Seite beeindruckt: „ReFat ist so aufgestellt, dass auch der Wegfall von Subventionen das Geschäftsmodell nicht gefährden.“ Damit unterscheide es sich deutlich von anderen, ähnlichen Anlagen.
Tatsächlich scheint im Fett noch viel Masse zu stecken. „Biomasse wird ein wesentliches Schlagwort in Zukunft sein“, erläuterte Klaus zur Nedden den 150 Gästen, die an Tischen mit den Landesfahnen von NRW und Bayern Platz genommen hatten. „Viele Menschen denken dabei an Rapsöl und Palmöl. Letzteres wird als Nahrungsmittel gebraucht, geht um den halben Erdball und wird hier verfeuert. Unsinnig.“
Auch interessant
Dann besser Fett. Die Rückstände aus der Lebensmittelproduktion und aus der Gastronomie beliefen sich allein in NRW auf jährlich mehrere 100 000 Tonnen. Das von dem Österreicher zur Nedden entwickelte Verfahren trennt Schmutzstoffe aus den gebrauchten Fetten und veredelt diese in einem anspruchsvollen Verfahren zu einem wirtschaftlich interessanten Rohstoff, unter anderem für die chemische Industrie.
Bürgermeister konnten nicht kommen
Der Industriepark am Rande einer der größten Ballungsräume Deutschlands sei deshalb der beste Standort für die erste Produktionsanlage.
Zur Feier des Tages war ein Zweckbau für feinste Gastronomie herausgeputzt worden. Nur die Bürgermeister der beiden Städte konnten nicht kommen: Werner Arndt (Marl) weilt in der Partnerstadt Kusadasi (Türkei), Dorstens Bürgermeister Lambert Lütkenhorst ist in Urlaub. Er drücke sich jedenfalls nicht vor einer verlorenen Wette, erklärte Klaus Langenberg vorsichtshalber. Lütkenhorst hatte gewettet, dass ReFat es nicht schaffen werde, den Betrieb innerhalb von sieben Monaten von der Ankündigung an hochzuziehen. Dr. Ludger Overmann, Geschäftsführer von ReFat Dorsten/Marl, konnte mit dem Wett-Erfolg zufrieden sein. Wahrscheinlich hat ihm dabei auch neueste Technologie geholfen: Der Bau der Anlage wurde in allen Einzelheiten von mehreren Webcams verfolgt.