Recklinghausen. .
Hundeschau in der Vestlandhalle, die „Ruhrpottschau Recklinghausen“ läuft. Dass hier bis zu 600 Hunde die Halle bevölkern, ist allerdings nicht zu hören und, wenn man die Augen schließt und sich nur auf sein Gehör verlässt, kaum zu glauben.
Kein Bellen, kein Jaulen.
Die 18 Monate alte Gladdys von Sieglinde Haas ist dafür gerade eh zu beschäftigt: Sie läuft mit ihrem Frauchen durch einen der vier Bewertungsringe und versucht, gut auszuschauen, um Sue Terry zu beeindrucken. Die englische Richterin ist hier, um 49 Cavalier-King-Charles-Spaniel zu begutachten. „Die sind vom Wesen her ganz anders als Cocker-Spaniel“, erklärt Sieglinde Haas. Seit sechs Jahren züchtet die Bedburgerin die kleinen Hunde.
Aber jetzt muss Haas erst einmal mit ihrem kleinen „Cavalier“ ein paar Runden im Ring drehen. Sue Terry sieht ihr und den Mitbewerbern streng zu, begutachtet dann die Hunde einzeln. „How old is she?“ fragt die Engländerin Sieglinde Haas, nachdem diese Gladdys auf den Tisch gesetzt hat.
Die Richterin sieht sich den Körperbau an und die Gelenke, Schnauze und Gebiss, Fell, lässt Sieglinde und Gladdys noch einmal laufen, fühlt jede einzelne Körperregion ab. Routiniert und burschikos einerseits wirkt Sue Terry, andererseits arbeitet sie ganz vorsichtig und mit viel Liebe fürs Tier. Gladdys lässt alles mit sich machen, achtet auf ihr Frauchen und ist aufmerksam. Bei der Vorgängerin war das anders: Der Hund hatte an allem möglichem in der Halle Interesse, aber nicht am Stillsitzen vor der Richterin, sprang sogar begeistert an ihr hoch – das gibt Punktabzug.
„Na, zweite von sieben, da bin ich aber zufrieden“, jubelt Haas anschließend. Allerdings: Beim Antritt gestern, bei Sue Terrys Ehemann Dick hatte sie sogar den ersten Platz belegt. „Das ist eine Auszeichnung für das Tier und die Arbeit als Züchter. Es zeigt einem, ob man auf dem richtigen Weg ist“, erklärt die Züchterin vom Niederrhein.
Championate sind nicht das einzige bei der Ruhrpottschau, um das es geht. Vor allem wird viel „gequasselt“, weiß Horst Winkler aus Dülmen, dessen Frau Heike die VDH-geschützte Gemeinschaftsausstellung für das Portal Toydogs.de organisiert hat. 18 angeschlossene Vereine präsentieren in der Vestlandhalle gut 30 Rassen, vom Chihuahua bis zum Malteser, Dalmatiner bis Coton de Tuléar.
„In erster Linie ist das ein Treffen Gleichgesinnter aus ganz Deutschland, Holland, Belgien und Dänemark.“ Auch die Richter arbeiten alle ehrenamtlich. „Aber die Größe ist außergewöhnlich“, ist Winkler überzeugt. „Eine der größten Clubschauen Deutschlands.“ Ganz wichtig sei bei einigen Rassen, dass etwa die Nasenfalten nicht zu stark bewertet werden, um Auswüchsen vorzubeugen. „Die Richter sind extrem dazu angehalten, gegen Qualzuchten vorzugehen.“ Größe und auch nicht unbedingt Schönheit seien hier wichtig, so Winkler. „Es benötigt bestimmte Voraussetzungen für eine Zucht, und wir wollen hier möglichst gesunde Hunde zeigen.“
Auch für Andrea und Manfred Engbrocks aus Goch ist Gesundheit ein Thema. Vor Ort ist ihr „Shih-Tzu on Tour“-Team mit Pah-Ho, dem wohl einzigen Hund bei der Ausstellung mit eigenem Auto. Ganz nobel fährt die schon etwas ältere Hundedame ein ferngesteuertes Mercedes-SL-Cabrio – ein echter Hingucker.