Dordrecht/Recklinghausen. .
„Vriendschap“ heißt auf niederländisch Freundschaft, und das müssen die Recklinghäuser Taubenzüchter der RV 08 nicht fehlerfrei buchstabieren können.
Denn sie leben und erleben sie seit 30 Jahren mit Gerrit Schilten, Cees van de Graaf und ihren anderen Kollegen aus Dordrecht, der Partnerstadt Recklinghausens, die sich auch dem Taubensport verschrieben haben.
Über 50 Leute machten sich am Samstag mit dem Bus auf, diese besondere Züchter-Beziehung in der hübschen und ältesten Stadt im Süden der südniederländischen Provinz Holland zu feiern und festigen. Rudi Piasecki (65), RV 08-Vorsitzender, sagt: „Wir sehen uns mindestens zwei Mal im Jahr. Es ist immer wieder schön. Es sind viele private Freundschaften entstanden. Man sieht die Kinder heranwachsen, erlebt spannende Konkurse.“ Karin Piasecki ergänzt: „Und feiern können unsere Freunde in Dordrecht. Da hält es keinen Mann am Tisch, die können prima tanzen!“
Die Reisegruppe bestand nicht nur aus den RV-08-Züchtern, sondern wurde verstärkt durch rund 20 Mann in schnieken Trachten und mit Schachthüten: Die Mitglieder des MGV Blumenthal-Haard sind den Taubenfreunden um Rudi Piasecki freundschaftlich verbunden. Und sie waren eine willkommene, weil gut gelaunte Ergänzung bei der Tour zum 30-jährigen Freundschaftsfest: Bevor es zum Festabend ins Vereinsheim der Dordrechter ging, waren die Sangeskünstler ein Blickfang und Stimmungsmacher bei der Bootstour durch den Nationalpark De Biebosch, einer erstaunlichen Flusslandschaft, die man in Florida oder Südoastasien, aber nicht in Europa vermuten würden.
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Die Sänger stimmten, begleitet von Helga Gehricke auf dem Akkordeon, Seemanns- und andere Lieder an. Begeistert wurde die singende Bootsladung von jungen Niederländern am Ufer und vorbei ziehenden Schiffen beklatscht. Besonders der fast 80 Jahre alte Sänger Herbert Tobor, der seine Bytomer Heimat nicht vergessen hat, entzückte die Teenager aus Dordrecht mit polnischen Liedern.
Ihrerseits waren die Recklinghäuser Gäste von der Vertreterin der Stadt Dordrecht. Rinette Reynvaan-Jansen, Dezernentin für Wohnen und Sport, erklärte: „Heute werden immer weniger Tauben gezüchtet. Viele Menschen stören die verwilderten Straßentauben. Aber Tauben waren Helden, sie bringen den Menschen Freunde und halten sie in Kontakt. Tauben sind immer noch Helden!“
Die Dezernentin bewies außerdem, dass sich nicht nur niederländische Männer auf der Tanzfläche zuhause fühlen. Besonders die MGV-Mitglieder baten die zierliche Dame aufs Parkett.
Viele Gemeinsamkeiten verbinden die Taubenfreunde: Sie haben schöne Vereinsheime und Vereinslokale, pflegen ihre Zucht und ihren Sport. Rudi Piasecki: „Und wie bei uns bilden sich immer mehr Schlaggemeinschaften.“ Es fehlt an Nachwuchs, hier wie dort. Doch dieses Wissen trübte kein bisschen die Stimmung: Wenn sich über 80 Taubenzüchter auf deutsch, niederländisch und teilweise auf englisch sich Witze erzählen, der Tombolaverlosung entgegenfiebern, flirten, tanzen und beim Bier das Büffet genießen, macht das noch genauso viel Spaß wie vor 30 Jahren.