100 Kilometer für acht Euro. Die Umrüstung auf Autogas und was sie bewirkt.Von Heimarbeit, mahnen die Experten, ist dringend abzuraten

Bogdan Balicki hat sich eine LPI Gasanlage in sein Auto einbauen lassen , der Gastank im Kofferraum waz-Bild: Franz Meinert 3.3.2008
Bogdan Balicki hat sich eine LPI Gasanlage in sein Auto einbauen lassen , der Gastank im Kofferraum waz-Bild: Franz Meinert 3.3.2008 © WAZ

Vest. "Wenn das so weitergeht, werden im September viele die Grünen wählen - die wollen den Spritpreis auf fünf Mark senken", witzelte einst Harald Schmidt. Selten so gelacht. Die Grünen hatten nämlich schon 1998 angekündigt, den Preis für einen Liter Benzin auf fünf Mark anzuheben.

Das Lachen bleibt uns allerdings im Halse stecken, inzwischen liegt der Preis für einen Liter Super schon bei umgerechnet 1,40 Euro. Und der Ölpreis rast weiter nach oben. Fakt ist: Die Preise für Benzin und Diesel werden so schnell nicht wieder sinken.

100 Kilometer Autobahn für 15 Euro. Einmal volltanken 80 Euro. Jeder kennt das Lied. Aber wie wäre das? Acht Euro für 100 Kilometer, volltanken 30 Euro? Das geht - mit Gas im Tank. Mit Autogas lässt es sich so preiswert fahren wie mit nichts sonst: 62 Cent pro Liter. Außerdem schont Autogastanken nicht nur das Portmonee, sondern auch die Umwelt. Da das Autogas die Energie in besonders reiner Form bereitstellt, sind die Emissionen deutlich niedriger als bei herkömmlichen Verbrennungsmotoren.

Dafür braucht es ein bivalentes Auto, das beides verbrennt: Benzin und Gas. Mein Verhältnis zu Gas ist nicht gerade entspannt. Vor ein paar Jahren wurde die Schule in unserer Stadt geräumt, weil im Chemieraum angeblich über Stunden Gas ausgeströmt sein sollte. Niemand kam zu Schaden.

In der Autowerkstatt werden meine Sicherheitsbedenken aus dem Weg geräumt. "Erd- und Autogasanlagen darf nur einbauen, wer sich durch Lehrgänge und Prüfung qualifiziert hat", sagt Servicetechniker Patrick Schulz (37). Nach dem Einbau wird die Anlage von einem Kfz-Meister abgenommen. Dann muss das Fahrzeug noch über den TÜV, der die Umstellung in den Fahrzeugschein einträgt.

Fast alle großen Hersteller bieten Autos mit ähnlicher Gastechnik an. Und die Nachfrage steigt. Alle zwei, drei Tage etwa wird in einer Volvo-Werkstatt Recklinghausen eine Anlage eingebaut.

Ein Auto mit einer Autogasanlage nachzurüsten, bedeutet Tüftelarbeit. Jedes Auto ist anders; selbst die vom gleichen Hersteller unterscheiden sich nach Baujahr. Verdampfer (bringt das Gas vom flüssigen in gasförmigen Zustand), Rail mit Gasventilen (dosiert die Gasmenge) und Gassteuergerät müssen im Motorraum so platziert werden, dass die Motorhaube noch schließt. Unterhalb des Kofferraums, also da, wo das Reserverad ist, wird ein spezieller Tank montiert, der 64 Liter Autogas fasst. Das Füllventil liegt direkt neben dem Einfüllstutzen für Benzin, die Tankanzeige auf der Mittelkonsole.

15 Arbeitsstunden und zwei zwei Werktage weiter kann ich das Auto abholen. Die Kollegen wünschen "viel Glück" und "wir lesen die Polizeimeldungen". Ein mulmiges Gefühl. Der Start ist unspektakulär. Nichts zischt, nichts pfeift. Der Motor brummt wie jeder Benziner. Ein paar Minuten läuft der Wagen mit Normalsprit warm. Hat er die Betriebstemperatur erreicht, schaltet die Automatik auf Gasbetrieb, das rote Lämpchen an der Mittelkonsole springt auf grün. Der Umschaltknopf funktioniert auch während der Fahrt. Die Leistung soll im Gasbetrieb zwei bis drei Prozent geringer sein. Aber davon spüre ich nichts.

Zurück in der Redaktion erzählt der Kollege, dass Gas-tanks im Auto doch schon mal hochgehen können. Aber nicht beim Crash, eher beim Tanken - zum Beispiel, wenn ein Bastler am Ventil gefummelt hat. Das kommt vor. So diskutieren in einschlägigen Internet-Foren Bastelfreaks, wie sich ihre Autos daheim an die Stadtgasleitung hängen lassen. Billige Gebrauchtzapfanlagen werden gehandelt. Rummst es, dann da. Also: Von Heimarbeit ist abzuraten. Vom Autogas an sich nicht.