Herten. .

Wenn das Herz schmerzt, die Béchamel-Soße misslingt, seltener Hautausschlag verunsichert, eine Telefonnummer fehlt, wenn wir wissen wollen, wann Waterloo war und wie das Wetter wird, ja dann geht die Reise ins Internet.

Dabei gleicht diese Art der Informationsbeschaffung dem Kopfsprung in einen Afrikagroßen Wühltisch. Verfechter des gedruckten Wortes setzen deshalb nach wie vor auf Fachliteratur, gerne in die stille Ordnung einer Bibliothek sortiert.

Sie werden immer mehr, die Regale voll Ratgeber in der Hertener Stadtbibliothek: „Altersvorsorge, Rente, Gesundheit, Erziehung“, zählt Leiterin Cornelia Berg nur einige der Klassiker auf, „Beziehungen sind auch so ein unendliches Thema, Kommunikation in der Familie oder faires Streiten.“ Nach wie vor vertrauen die Bibiliotheksbesucher dem Wissen zwischen zwei Buchdeckeln mehr, als Suchmaschinen, Homepages und Online-Lexika. „Speziell wenn es um Naturwissenschaften geht, muss ich mir im Internet alles Stück für Stück zusammenklauben“, klagt etwa der passionierte Leser Heribert Kubitza. „In Sachbüchern habe ich alles Wissen gebündelt und sorgfältig recherchiert stehen. Und ich kann es immer wieder nachschlagen und muss mir nicht irgendwelche Zettel ausdrucken.“ Der 76-Jährige ist seit über zehn Jahren Dauergast im Glashaus: „Vier Enkelkinder habe ich dank der Fachliteratur hier durchs Abitur gebracht“, lacht er und wendet sich wieder den Tapeziertischen im Foyer zu: Der Förderverein hat zum Altbuchverkauf geladen. „Das machen wir sehr regelmäßig seit Jahren schon“, erklärt Gerd Rohrbach, der heute den Verkauf betreut. „Gerade während der Ferien kommen die Leute gerne her, um sich mit Urlaubslektüre einzudecken.“

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Von DerWesten

Vom Erlös wird Neues angeschafft: Diesmal Sachbücher rund ums Thema Energie. „Wir haben schon einiges dazu im Bestand, aber die Nachfrage ist groß“, erklärt Cornelia Berg. Dass allabendlich Umweltkatastrophen aus aller Welt in die heimischen Wohnzimmer gesendet werden, trägt laut der Expertin ebenso zum Interesse bei, wie der ganz konkrete Wunsch, den eigenen Verbrauch effizienter zu gestalten. „Wir werden immer mehr für das Thema sensibilisiert und natürlich stellt sich da auch die Frage, inwieweit unser Verbraucherverhalten sich auf die Umwelt auswirkt“, weiß Berg. Die Fachliteratur gibt Aufschluss: Wie steht es wirklich um unseren Planeten? Was bringen Solaranlagen? Wann ist ein Haus energieeffizient und wie kann ich Heizkosten sparen? Zudem gibt es jede Menge Tipps und Tricks für den Neu- oder Umbau. „Im Internet können Sie dagegen nie sicher sein, ob da nicht kommerzielle Anbieter ihre eigenen Produkte in den Vordergrund schieben“, warnt Berg.

Da kann auch Heribert Kubitza nur zustimmend nicken: „Ich empfehle wirklich jedem, sich ordentliche Sachbücher zuzulegen.“ Und warum nicht für eine kleine Mark beim Altbuchverkauf? Der nächste kommt bestimmt.