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Gegen Schwarzarbeit aktiv vorgehen, dies ist Wirtschaftsförderung. Diesen Grundsatz beherzigen im Kreis Recklinghausen aber nur wenige Städte. Genaugenommen nur zwei.

Die Städte Herten und Recklinghausen haben sich personell aufgestellt und treten der Schwarzarbeit aktiv entgegen.

Dabei belassen sie es nicht nur bei guten Worten. In Recklinghausen zum Beispiel wurden im vergangenen Jahr 37 Verfahren eingeleitet. Am Ende stand eine Bußgeldsumme von 34 794 Euro. 41 Verfahren gab es in Herten. Dort brachten Verstöße eine Bußgeldsumme von 54 055,35 €.

Die übrigen großen Städte im Kreis: Fehlanzeige. Null Verfahren, null Bußgelder.

Der Kreis Recklinghausen, der für Haltern am See, Datteln, Oer-Erkenschwick und Waltrop Überwachungsaufgaben übernommen hat, hat 2009 lediglich fünf Verfahren angestrengt. In einem wurde ein Bußgeld von 300 Euro verhängt. „Wir gehen den Hinweisen nach, die uns vorliegen“, sagte Kreissprecher Jochem Manz. Allerdings seien dem Kreis Grenzen gesetzt. Manz habe kein gesondertes Personal für die Verfolgung der Schwarzarbeit und auch in dem Sinne keinen Außendienst. In Marl gehe man sehr wohl auch Hinweisen nach, wie Sprecher Rainer Kohl sagte, doch für eine systematische Gewerbeüberprüfung fehle es ebenfalls an Kapazitäten.

In Herten, wo am morgigen Mittwoch der Jahresbericht über die Schwarzarbeit dem Ausschuss für Ordnungswesen vorgelegt wird, begnügt man sich nicht nur mit Hinweisen. 59 mal wurden allein im letzten Jahr Baustellen und Schrauberwerkstätten kon-trolliert. Im Internet forschen Mitarbeiter des Ordnungsamtes bei den einschlägigen Portalen wie „My Hammer“ und „Ebay“, ob Anbieter aus Herten ordnungsgemäß ihr Gewerbe angemeldet haben. Dies könne die Stadt aber nur, weil sie über eine personelle und eine Sachausstattung verfüge. Außerdem arbeite man mit Zoll, Polizei und Handwerkskammer zusammen.

Allerdings: Um effizienter gegen Schwarzarbeit vorzugehen, schwebt Herten eine interkommunale Zusammenarbeit vor. Im Bericht heißt es: Für die Kommunen im Kreis könnten Synergieeffekte generiert werden – zumal illegale Gewerbetreibende sich nicht von Stadtgrenzen abhalten ließen. Auf 253 Milliarden Euro wird der Schwarzarbeitermarkt im Jahr 2009 bundesweit geschätzt. 2010 soll er gar auf 260 Milliarden Euro steigen. Dies entspricht in etwa 600 000 sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen. In vier Millionen Haushalten würden Aushilfen schwarz beschäftigt. Der Schwerpunkt der Schwarzarbeit liege aber im Bereich des Handwerks und dabei vorwiegend auf dem Bausektor. Der Kommune fällt die Aufgabe zu, die Gewerbeberechtigung zu überprüfen.

Auch die Industrie- und Handelskammer beklagt die Schwarzarbeit. In dieser Region sei dies Problem wegen der hohen Arbeitslosigkeit besonders hoch, sagt IHK-Sprecher Christoph Pieper: „Gibt es Vollbeschäftigung, gibt es auch kaum Schwarzarbeit, weil die Leute dafür kaum noch Zeit haben, da jeder einen festen Job hat und damit vollauf beschäftigt ist.“ Der IHK selbst liegen keine gesicherten regionalen Zahlen vor. Abgemildert wurde die Schwarzarbeit durch die Ich-AG. Dies habe vermehrt dazu geführt, dass potenzielle Schwarzarbeiter sich nun dem Markt stellen.

Ende 2009 lebten im Kreis 634 497 Einwohner. 145 898 davon waren sozialversicherungspflichtig beschäftigt. In 27 793 Betrieben, davon 20 197 Kleinbetrieben. Im Jahr 2009 meldeten 293 Unternehmen Insolvenz an. Davon betroffen waren insgesamt 1748 Mitarbeiter.