Marl. .
Es gibt nur wenige, bei denen Musik auf so stimmige Weise mit der Gefühlslage des Komponisten verknüpft ist, wie Peter Tschaikowsky. Bei seiner letzten, 6. Symphonie in h-Moll, der Pathétique, ist das auf großartige Weise der Fall.
Deren Aufführung bildete das Herzstück eines beachteten Symphoniekonzerts der Musikgemeinschaft Marl. Am Ende gab’s Samstagabend im Theater einige Bravos. Der Leiter und Dirigent der MGM, Armin Klaes, musste nach der Tschaikowsky-Symphonie unter seinem Frack wohl mächtig durchgeschwitzt sein. Denn die dramatische Symphonie, die Tschaikowskys Gedanken- und Gefühlswelt kurz vor seinem Tod widerspiegelt, verlangte dem Orchester viel ab. Der Dirigent hatte es gefordert und das Orchester eigentlich in allen vier Sätzen angemessen umgesetzt.
Sehr schön gelangen die jähen Stimmungswechsel im ersten Satz, die mit den Gemütszuständen eines manisch-depressiven Künstlers verglichen werden. Lediglich im zweiten Satz, der graziös gespielt werden soll, fiel die Gruppe der Celli etwas im Tempo ab. Bratschen und Hörner klangen umso selbstbewusster. Allerdings verstärkten einige Profimusiker das Orchester, was allen Beteiligten gut tat. So gelang das Marschthema im dritten Satz durch ein effektvolles Zusammenspiel von Tuba, Posaunen und Hörnern. Und welche Traurigkeit, welches Wehklagen dann im Finale, in dem Celli und Kontrabässe im Decrescendo ausklingen. Das war fast Kino für die Ohren.
Vor der Pause hatte die Musikgemeinschaft mit einem gut ausgesuchten Programm, – drei Ouvertüren -- einen hohen Anspruch bewiesen. Die pompöse und effektvolle Ouvertüre zu „Ali Baba und die vierzig Räuber“ von Luigi Cherubini bot einen stimmungsvollen Einstieg. Hier gelang besonders das musikalische Frage- und Antwortspiel zwischen hohen und tieferen Streichern (Bratschen). Der Ouvertüre aus „Die lustigen Weiber von Windsor“ von Otto Nicolai, in der viele Walzerthemen vorkommen, fehlte ein wenig die Leichtigkeit.
Umso fesselnder gelang aber dafür die hochromantische und dramatische „Manfred-Ouvertüre“ (es-Moll) von Robert Schumann. Darin hatte er das Gedicht „Manfred“ von Lord Byron vertont. Der Komponist identifizierte sich mit einem zerrissenen, schuldgepeinigten und faustischen Titelhelden und am Samstag auch ein wenig das Orchester. Viel mehr ist nicht zu wollen.