Herten. .

„Miteinander leben - voneinander lernen“ heißt das Projekt, an dem zuletzt Neuntklässler der Theodor-Heuss-Schule teilnahmen. Drei Tage lang verbrachten sie Zeit mit Bewohnern des Franz-von-Assisi-Seniorenzentrums.

Männer und Frauen haben neben Rollatoren oder in ihren Rollstühlen Platz genommen. Daneben sitzen Teenager mit gegelten Haaren und Mädchen mit bunt lackierten Nägeln. Für die Jugendlichen ist das Franz-von-Assisi-Heim fremd. Krankenhäuser kennen sie wohl - in einem Seniorenheim allerdings war bisher kaum einer von ihnen. Wie leben ältere Menschen hier? Was interessiert sie und vor allem, worüber und wie redet man mit ihnen?

Drei Schultage haben Theodor-Heuss-Hauptschüler mit Bewohnern des Franz-von-Assisi-Seniorenheims verbracht. .Sie haben miteinander gesprochen, aus ihrem Leben erzählt, Anekdoten und Geschichten gesammelt. In kleinen Szenen spielen die beiden Generationen die Erfahrungen der Älteren nach.

Betreut wurde dieses Projekt „Miteinander leben - voneinander lernen“ von der Initiative „Bildung aller Sinne“. Finanziert wurde das Generationenprojekt zur Förderung des Miteinanders von Gelsenwasser.

Schülerin Mandy streift sich indes ein Kopftuch einer Heimbewohnerin über, verdeckt ihre langen Haare. „So sahen wir aus als Trümmerfrauen. Steine haben wir gekloppt, für neue Häuser“, erzählt eine Zuschauerin. Eine andere Szene zeigt den vergangenen Schulalltag der Frauen und Männer: Strenge Lehrer mit Rohrstock und Volkslieder singende Jungen.

Freunschaften haben sich entwickelt

Der Ton der 14 Schüler ist ruhig, ein wenig schüchtern. Auch nach drei Tagen ist den Mädchen und Jungen der Theodor-Heuss-Schule eine gewisse Unsicherheit anzumerken. Schulsozialarbeiterin Katja Lobinski hat die Neuntklässler im Umgang mit den Senioren beobachtet. „Am Anfang waren da schon Hemmungen und Berührungsängste - auf beiden Seiten“, sagt sie. Ein Stück der großen Kluft zwischen Alt und Jung scheint aber inzwischen überwunden. „Man kann fast sagen, es haben sich Freundschaften entwickelt“, sagt Lobinski.

„Ich habe hier viel gelernt“, bestätigt Sinan Özen (16). „Ältere Menschen brauchen unsere Hilfe, sie können einfach nicht mehr alles alleine machen“, sagt der Hauptschüler. Zwar erinnert er sich an die Senioren auf der Straße, die ihn mal „angemeckert“ haben. Als ihn eine der Heimbewohnerin auffordert, eine Szene mit ihr zu spielen, schüttelt er trotzdem verneinend den Kopf. Eine Frau im Rollstuhl beschimpfen und bedrohen? Auf keinen Fall. Wohlwollend sprechen die Jugendlichen über die Senioren - und umgekehrt.

„Sie hat mich sehr berührt“, sagt auch Sabrina Glosch (15) über die Gespräche mit einer der Seniorinnen. Die 90-Jährige habe vom Krieg erzählt und dem Tod ihres Mannes. Es sind gerade diese Verluste, Geschichten von Einsamkeit, die die Jugendlichen besonders beschäftigen und erschrecken. „Frau Barschke besuche ich auf jeden Fall wieder“, sagt die Schülerin nach den drei Projekttagen. Auch ihr Zwergkaninchen wolle sie dann wieder mit in das Franz-von-Assisi-Heim mitnehmen.