Marl. .
Ach, die lieben Füße! Etwa 15 000 Schritte täglich tragen sie einen durchs Leben, für gesunde Füße ist das auch kein Problem. Was aber geht noch bei Menschen, die bei derartiger Dauerbelastung auf Dauer nicht mehr gehen können – ohne Schmerzen . . .?
Nun: Selbst bei schwerwiegenden Fußleiden geht noch einiges, das erfuhren die über 100 Besucher des jüngsten Medizinforums von WAZ im Vest und Klinikum Vest zum Thema „Ohne Füße läuft nichts“ in der Paracelsus-Klinik Marl mit zwei Experten des Hauses.
Da wäre zum Beispiel der Hallux Valgus, die wohl häufigste Zehenfehlstellung: Die Großzehe weicht im Grundgelenk nach außen hin ab, der Ballen wird nach innen gedrückt, früher oder später scheuern die Schuhe, es entstehen schmerzende Schwielen . . .
Der so genannte „Schiefzeh“, erklärte Dr. Lars-Christoph Linke (39), Chefarzt der Klinik für Orthopädie und spezielle orthopädische Chirurgie, in seinem Vortrag über die Heilung krummer Zehen, entwickelt sich über Jahre. Im Frühstadium können Betroffene mit „langsohligen Einlagen“ einem Fortschreiten der Fehlstellung dabei noch entgegen wirken. Wenn konservative Maßnahmen allerdings gar nicht mehr helfen gegen die Schmerzen auf Schritt und Tritt? Dann empfiehlt sich womöglich: eine Operation.
Knöcherne Überstände, erläuterte Linke, werden bei diesem etwa 30-minütigen Eingriff entfernt. Dann wird der schiefe Knochen gerade(r) gerückt, mit zwei Drähten stabilisiert. Sechs Wochen müssen Patienten fortan einen „Vorfußentlastungsschuh“ tragen, ab dem ersten Tag nach dem Eingriff dürfen sie in diesem gehen. Nach drei Monaten werden dann die Drähte entfernt, „in örtlicher Betäubung“.
Menschen mit Hallux Valgus sollten möglichst rechtzeitig abklären lassen, ob eine OP bei ihnen sinnvoll sei, riet Linke. Zumal durch die ständige Fußfehlbelastung infolge des „Schiefzehs“ eine Arthrose im Großzehengrundgelenk entstehen kann (Hallux rigidus), welche die Abrollbewegung behindert. Auch dann aber kann der Arzt noch helfen . . .
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Noch vor 20 Jahren, so Linke, sei beim Hallux rigidus die „Keller-Brandes-Operation“ erste Wahl gewesen, bei der die Großzehe durch eine Teilentfernung des Gelenks verkürzt wird. Heute dagegen versuche man, das Großzehengrundgelenk zu erhalten – auch, um die nach einem „Keller-Brandes-Eingriff“ entstehende Wackelbeweglichkeit des Großzehs zu vermeiden. Denn, so Linke: „Gerade für aktive Menschen ist so ein Wackelzeh nichts!“ Bei leichterer Arthrose werde das Großzehengrundgelenk deshalb für gewöhnlich nur von knöchernen Anbauten gesäubert (Cheilektomie). Bei fortgeschrittenem Verschleiß könne man es versteifen oder durch eine Prothese ersetzen.
Helfen können Orthopäden schließlich auch Menschen mit Hammer- oder Krallenzehen. Die operativen Korrekturmöglichkeiten reichen dabei von der Sehnenverlängerung über die Teilentfernung eines Zehenmittelgelenks bis hin zur Verkürzung des Mittelfußknochens.
Gut zu wissen all’ dies. Aber was, fragte eine Besucherin, sind überhaupt die Gründe für all’ diese Vorfußleiden?
Nun: Erkrankungen des Vorfußes, so Linke, seien fast immer auf einen Spreizfuß zurückzuführen, also auf den fortschreitenden Verlust des Fußgewölbes, durch das der Druck auf die Füße auf eine große Fläche verteilt wird. Die Veranlagung für Spreizfüße kann dabei angeboren sein; diese können aber auch das Ergebnis dauerhafter Fußfehlbelastung und Fußüberlastung sein (Tragen zu hoher Absätze; starkes Übergewicht).
Mit regelmäßigem Training lasse sich der fortschreitende Verlust des Fußgewölbes indes mildern, so Linke. Seine Tipps: „Laufen Sie einfach mal barfuß, heben Sie mit Ihren Zehen eine Murmel auf. Oder versuchen Sie, mit diesen eine Zeitung zu zerreißen!“
Okay – aber bitte erst, nachdem Sie sie gelesen haben.