Herten. .
Eine letzte Zeche gibt es noch im Kreis Recklinghausen, Auguste Victoria in Marl. Kohleabbau findet nur noch unter Haltern und Dorsten statt. Doch Bergschäden, diese unangenehmen oberirdischen Folgen der Kohlegewinnung, sind nach wie vor überall in der Region gegenwärtig.
Das belegen aktuelle Zahlen des Verbandes bergbaugeschädigter Haus- und Grundeigentümer (VBHG). Die Organisation mit Sitz in Herten hat im letzten Jahr wieder neue Rekorde geschrieben: Die Zahl ihrer Mitglieder stieg auf fast 23 000, ihre Experten schlossen 9600 Schadensfälle ab, rund 30 % mehr als im Vorjahr, und erstritten mehr als 38 Millionen Euro für Reparaturen oder Wertminderung.
„Allein im Kreis Recklinghausen haben wir aktuell 3432 Mitgliedschaften, 2009 haben wir hier 1086 Schadensfälle zum Abschluss gebracht“, erläuterte VBHG-Vorstand Johannes Schürken am Donnerstag nach der jährlichen Verbandsversammlung. „Und auch 2010 ist schon wieder gut angelaufen: Im Kreis haben wir bisher 515 Fälle geregelt, die meisten in Dorsten (151), Herten (118), Recklinghausen (95), Haltern (66) und Marl (53).“ Dabei beschreiben die VBHG-Zahlen nur rund ein Drittel des Problems, denn die meisten betroffenen Hauseigentümer versuchen ihre Schadensfälle selbst mit dem Bergbau zu regeln.
Doch das wird schwieriger: „Je länger aktiver Bergbau in einer Gegend zurückliegt, desto komplexer ist mitunter der Nachweis, dass es sich wirklich um einen Bergschaden handelt“, erklärte VBHG-Geschäftsführer Detlev Finke. Mit dem Rückzug des Bergbaus wachse auch die Besorgnis Betroffener, nicht mehr zu ihrem Recht zu kommen.
Außerdem greifen Verjährungsfristen: Drei Jahre nach Kenntnis eines Schadens, zehn Jahre nach seinem Entstehen und 30 Jahre nach der Verursachung (also in der Regel nach Abbauende) endet der Zeitraum für Ansprüche.
Auch ohne aktiven Bergbau scheint dem Verband die Arbeit nicht auszugehen, zumal sich neue Tätigkeitsfelder ergeben. Aktuell ist es die Pflicht zur Dichtigkeitsprüfung von Abwasserleitungen (bis 2015). Detlev Finke: „Wenn dabei Schäden entdeckt werden, empfiehlt sich im Ruhrgebiet zu untersuchen, ob der Bergbau als Verursacher in Frage kommt.“ Das sei für Laien schwierig, sein Verband jedoch verfüge über Fachleute auch hierfür.