Datteln. .

Der Wilde Westen liegt mitten in Datteln - an der Ahsener Straße. Acker und Weide dienen als Prärie, versprechen einen Hauch von Weite. Nur das Kraftwerk am Horizont irritiert. Ein Schild „Haus Klostern/Western Reiten” weist allen Möchtegern- Cowboys den Weg.

Einen Stetson brauchen sie hier nicht. Es geht nicht um Folklore - vielmehr ist das Westernreiten eine Philosophie im Umgang mit den Tieren.

In Jeans und Pulli sitzt Sabine Schürmann in der Reithalle und beobachtet die Pferde. Klar besitzt sie auch einen Cowboyhut, passende Stiefel sowie Westen voller Glimmer und Pailletten, doch die bleiben im Schrank. „Die braucht man nur, wenn man auf Turniere geht.” Ansonsten unterscheidet sich hier auf den ersten Blick nichts von einem normalen Hof, keine Spur von einer Ranch. Seit über 100 Jahren gehört das Anwesen der Familie Schürmann, wurde bis Anfang der 80er Jahren als klassischer landwirtschaftlicher Betrieb bewirtschaftet. „Wir sind beide mit Pferden groß geworden”, erklärt Sabine Schürmann, warum sie auf Pferdehaltung umsattelten. 20 Jahre ist es auch her, dass sie und ihr Mann das Westernreiten für sich entdeckten.

Reitlehrer Erich Jeran auf
Reitlehrer Erich Jeran auf "Pulsion". Foto: Rainer Raffalski / WAZ FotoPool

Lässig und locker

Gatte Johannes Schürmann verbrachte damals zwei Jahre in den USA und lernte dort den anderen Stil im Umgang mit den Pferden kennen. Lässig und locker wirkt dieser. Die Zügel hängen durch, die Tiere reagieren auf Kommandos. In Deutschland kannte das noch niemand. Die Schürmanns waren Pioniere in Datteln und Umgebung. Doch die Interessenten ließen nicht lange auf sich warten. „Wer sich intensiv mit seinem Tier beschäftigen möchte, ist immer auf der Suche nach etwas Neuem“, weiß die Fachfrau. Ihr im Wortsinn bestes Pferd im Stall heißt übrigens „CL Special Kip“. Der große Braune ist besonders schön – er ist der Deckhengst. Als sie von Bauern- auf Reiterhof umstellten, bauten sie gleichzeitig eine Zuchtstation auf. „Auf so einem Quarter Horse zu reiten ist viel gemütlicher, als auf einer anderen Rasse zu sitzen”, erklärt Expertin Sabine Schürmann. Der Rücken ist kürzer, das Stockmaß niedriger, der Gang flacher.

Wie beim Englischen Reiten gibt es auch bei dieser Art verschiedene Disziplinen. Sie heißen beispielsweise Cutting oder Reining. Bei Letzterem drehen sich die Pferde im Galopp, stoppen abrupt oder können sogar rückwärts gehen. In der Halle aber sind erst einmal Schüler unterwegs, die sich an den richtigen Western-Umgang gewöhnen. „Gut“, lobt Lehrer Erich Jeran und beobachtet die Mädchen, wie sie ihre Runden drehen.

Das Cutting ist etwas für echte Cowboys. Dabei muss versucht werden, ein Rind aus seiner Herde zu lösen und zu treiben. Auf dem Hof Klostern kann man dies allerdings nicht lernen. Dafür ist Dattelns Prärie doch zu überschaubar.