Recklinghausen. .

Das Recklinghäuser Unternehmen Hosch Fördertechnik GmbH sorgt mit speziellen Abstreifsystemen im Gotthard-Massiv dafür, dass das Mammutprojekt „Gotthard-Basistunnel“ nicht ins Stocken gerät. Dank der Technik aus dem nördlichen Ruhrgebiet laufen die Förderbänder rund um die Uhr.

Sie ist für Tunnelbauer auf der ganzen Welt „die“ Baustelle überhaupt: das Durchbohren des Schweizer St. Gotthard-Massivs für zwei je 57 Kilometer lange Eisenbahnröhren, die einmal der längste Tunnel der Welt sein werden. Das Recklinghäuser Unternehmen Hosch Fördertechnik GmbH sorgt mit speziellen Abstreifsystemen im Gotthard-Massiv dafür, dass das Mammutprojekt „Gotthard-Basistunnel“ nicht ins Stocken gerät. Dank der Technik aus dem nördlichen Ruhrgebiet laufen die Förderbänder, die Abraum und Geröll aus dem Berg ans Tageslicht bringen, rund um die Uhr. Das müssen sie auch. Bei dem Zehn-Milliarden-Projekt, das im Dezember 2017 vollendet sein soll, herrscht ein enger Zeitplan: „Time ist Money“.

Enormes Arbeitspensum

„Zeit ist Geld“, bestätigt auch Detlef Domke von Bichowski. Der Diplom-Ingenieur aus Recklinghausen betreut für Hosch die Baustelle zwischen den Portalen Erstfeld im Kanton Uri und Bodio im Kanton Tessin. Die Fäden vor Ort haben zwei Mitarbeiter der Tochtergesellschaft Hosch Schweiz in der Hand: Niederlassungsleiter Uwe Machaczek und Service-Techniker Florian Bantle. Beide sind regelmäßig „am und im Berg“, um die Zukunftstechnik aus der Recklinghäuser Ideenschmiede, den neuen Kopftrommelabstreifer vom Typ HD, zu kontrollieren. Das Arbeitspensum ist enorm: 181,84 Kilometer Tunnel, Stollen und Schächte werden hier entstehen.

„Seit neun Monaten laufen unsere Abstreifer einwandfrei“, sagt Domke von Bichowski stolz. Im Juni 2009 wurden die ersten beiden Abstreifer an den entscheidenden Punkten der Förderbänder installiert, ein dritter folgte. Ein HD von Hosch besteht aus mehreren Einzelmodulen, die - ähnlich einem Schutzschild - das Band sauber halten. Jedes Modul folgt der Gurtkontur und kann bei Störstellen so blitzschnell ausweichen, dass es mit bloßem Auge nicht erkennbar ist. Von seinen Ausmaßen her ist der etwa armgroße Kopftrommelabstreifer im Vergleich mit den bis zu 300 Meter langen Maschinen, die sich ihren Weg frei bohren oder sprengen, nur scheinbar ein Leichtgewicht.

Seine Wirkung ist überragend, denn der HD schützt die Förderbänder vor Stillstand. Stoppt das Band, stoppen auch die Bohrmaschinen. Jede Sekunde unnötige Verzögerung kostet viel Geld.

Teamwork zwischen Recklinghausen und der Schweiz

DDie Hosch-Fördertechnik GmbH aus RRecklinghausen arbeitet am Zehn- Milliarden-Projekt „Gotthard-Basistunnel“ mit. Foto:  Fremdbild
DDie Hosch-Fördertechnik GmbH aus RRecklinghausen arbeitet am Zehn- Milliarden-Projekt „Gotthard-Basistunnel“ mit. Foto: Fremdbild © WAZ FotoPool

Der in der Firmenzentrale in Recklinghausen gebaute und in Südafrika intensiv getestete neue HD-Abstreifer wird im Gotthard-Tunnel an den Antriebstrommeln der Verlade- und Streckenbänder installiert - in der sogenannten Drei-Uhr-Position. Er kratzt Schüttgut vom Fördergurt, das nicht dorthin gehört und den Lauf stört. Dank seiner Standfestigkeit und der sehr robusten Konstruktion sorgt er sogar dafür, dass Abraummaterial, das auf dem über vier Kilometer langen Transportweg durch die Entmischung sehr klebrig geworden ist, nicht am Gurt haften bleibt. „Unser Abstreifer schützt die Bandanlage“, erläutert Domke von Bichowski die Funktion des HD, „er hat permanenten Kontakt zum Förderband, egal wie breit es ist oder wie schnell es läuft.“ Mit fünf verschiedenen Produkt-varianten deckt der HD von Hosch Laufbandbreiten von 0,5 bis 3,2 Metern ab. Dabei garantiert er eine effektive Reinigungsleistung bei Gurtgeschwindigkeiten bis zu 7,5 Metern pro Sekunde. Unebenheiten auf der Gurtoberfläche gleichen die federnd gelagerten Einzelmodule selbstständig aus.

Und wenn es trotz alledem einmal zum „Worst Case“ – einem Stillstand – kommen sollte? Dann sind Uwe Machaczek und Florian Bantle vom Schweizer Hosch-Team gefragt. Detlef Domke von Bichowski: „Gerade dieses Teamwork zwischen Recklinghausen und unserer sehr engagierten Niederlassung in der Schweiz ist ein wichtiger Baustein unseres Erfolges. Unsere Mitarbeiter am Gotthard sind jederzeit stand-by und verfügen über einen Pendler-Pass für den Tunnel. Einen Abstreiferwechsel haben sie in höchstens drei Stunden erledigt, dann läuft die Sache wieder.“

Für den 43-jährigen stellvertretenden Hosch-Vertriebsleiter ist der Einsatz der Recklinghäuser im Gotthard-Tunnel das Projekt seines Lebens. Freude und Stolz auf das Mammutvorhaben schwingen mit, wenn er sagt: „Als Projektpartner begleiten wir es bis zum Ende.“ Die Eröffnung des Tunnels ist zurzeit für Dezember 2017 geplant. Dann soll der erste Zug auf der Strecke von Zürich nach Mailand in nur 13 Minuten die Röhre passieren und so die Fahrzeit Zürich – Mailand um eine Stunde verkürzen. Auch hier gilt: Time ist Money . . .