Recklinghausen. Thilo Willi Biederbeck baut im ganzen Ruhrgebiet Abstellkammern im XXL-Format. Und geht es nach ihm, kommen noch etliche Garagenparks dazu.

Thilo Willi Biederbeck (46) hat 128 Länder bereist. Sein Herz schlägt aber vor allem für Kanada. Das Nummernschild des silbernen Porsches, der vor dem Garagenpark an der Blitzkuhlenstraße parkt, ziert ein kleiner, dezenter Ahorn-Flaggen-Sticker. Alles andere als klein sind dagegen die Ambitionen von Biederbeck. In 3,5 Jahren hat der Recklinghäuser Diplom-Betriebswirt zwölf XXL-Garagenparks im ganzen Ruhrgebiet gebaut. Und es sollen noch mehr werden.

Menschen fahren mit ihren Autos vor - oft mit Hänger - und laden Sachen ein oder aus. In den Einheiten, die als Standardgröße 3,30 m breit, 8 m lang und 5 m hoch sind, bringen Mieter - zu 90 Prozent Gewerbetreibende - die unterschiedlichsten Dinge unter. „Der Arbeiter-Samariter-Bund lagert Akten in seiner Garage. Und ein mobiler Krankenpflegeservice bringt hier seine Materialien unter“, nennt der 46-Jährige ein paar „Inhalte“ der 130 Garagen an der Blitzkuhlenstraße, die rund um die Uhr videoüberwacht werden. Seit Mai dieses Jahres werden die übergroßen „Abstellkammern“ vermietet. Mit Erfolg: Die Auslastung liegt bei 100 Prozent. „Es gibt eine Warteliste“, sagt Biederbeck.

Thilo Biederbeck hat bereits 2000 Garagen gebaut. Foto: Reiner Kruse
Thilo Biederbeck hat bereits 2000 Garagen gebaut. Foto: Reiner Kruse © WAZ FotoPool

Hauptsächlich Handwerker mit Kleinbetrieben würden auf sein Angebot zurückkommen, zumeist aus einem Umkreis von fünf Kilometern. Für 100 Euro im Monat netto können auch Privatleute die Standard-Garage mieten. Aber es geht auch größer. Die Doppelgarage kostet auch das Doppelte: 200 Euro. Für weitere 100 Euro gibt es die 16 Meter lange Womo-Einheit - die Wohnmobil-Variante. Die Krönung ist die Jumbo-Garage, die über vier Tore und die vierfache Fläche der Standard-Version verfügt und mit 400 Euro zu Buche schlägt.

Photovoltaik-Anlage auf dem Dach

Jede der Hallen verfügt über einen Stromanschluss. So „ganz nebenbei“ hat Thilo Willi Biederbeck auch noch eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach installiert, die in der Spitze 388 kW ins örtliche Stromnetz leitet. „Die größte in Recklinghausen“, sagt der 46-Jährige. Die Kosten für den Stromverbrauch in den Hallen sind nicht in der Monatsmiete enthalten. Wasseranschlüsse gibt es nicht. Die Tore sind sogenannte Sektionaltore. „Ich habe ganz bewusst keine mit Fenster genommen“, sagt Biederbeck. So weiß niemand, was der andere lagert und kommt erst Recht auf keine dummen Gedanken. Und die Parks sind ja ohnehin mit Kameras gespickt. Und die stehen mittlerweile in zwölf Ruhrgebietsstädten. Alleine in Dortmund betreibt der Diplom-Betriebswirt vier Parks. In der Bierstadt steht auch der größte - mit 300 Garagen. Andere XXL-Garagenparks hat er der 46-Jährige in Marl, Oer-Erkenschwick gebaut. Herten habe man seine Hallen aus städtebaulichen Gründen hingegen nicht haben wollen.

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Von DerWesten

Die Geschäftsidee war ein Mitbringsel von einer fünfjährigen Weltreise, zu der Biederbeck mit seiner damals dreiköpfigen Familie aufbrach, nachdem er im Jahr 2000 seine Firma verkauft hatte. Den väterlichen Betrieb für Couchtische hatte er nach seinem BWL-Studium übernommen.

Zwei Beobachtungen ließen den Geschäftsmann nicht los. In der Türkei sah er Handwerkerparks, die den Städten vorgelagert mit Büros und Toiletten ausgestattet waren. Und: „In den USA habe ich riesige Garagenparks gesehen. Die hatten die Größe von normalen Garagen“, sagt der Mann mit dem XXL-Geschäftssinn. Seine Garagenparks sind eine Art Symbiose aus beiden Erfahrungen. Den ersten Park ließ Biederbeck noch während seiner Weltreise in Oer-Erkenschwick bauen und nahm ihn aus der Ferne in Betrieb. Wieder in Deutschland habe er dann richtig „Gas gegeben“.