Haltern am See/Mülheim.

Der Stenografen-Verein Haltern charterte gleich einen kompletten Reisebus, um mit möglichst vielen Mitgliedern bei den Hochzeitsfeierlichkeiten dabei zu sein.

Immerhin segelte sein berühmtestes Mitglied Peter Dudziak, zwischen 1998 und 2006 mehrfacher Deutscher und Weltmeister im Tastenschreiben, am Wochenende in den Hafen der Ehe. Die Festgesellschaft zählte 300 Gäste. Nicht ungewöhnlich für eine türkische Hochzeit, sagt die Braut Gülseren Ekiz.

Der 27-jährige Halterner und die 24-jährige Mülheimerin hatten sich vor knapp fünf Jahren in einer Mathematik-Lerngruppe an der Uni Bochum kennen gelernt. „Irgendwann habe ich ihr eine Tüte mit Süßigkeiten und eine Rose vor die Tür gestellt“, erzählt der Bräutigam. Der Weg zur Hochzeit war indessen lang. Das erste Zusammentreffen der beiden Familien verfolgte das junge Paar mit Herzklopfen. Zwei Familien aus zwei völlig verschiedenen Kulturkreisen –„aber irgendwann war das Eis gebrochen, dank Peters Tante“, erinnert sich Gülseren Ekiz. Ihre Eltern kamen bereits als Jugendliche nach Mülheim. Gülseren und ihre drei Geschwister sind dort geboren. Die Eltern betreiben einen Imbiss.

Nach türkischem Brauch hielt der Vater des Bräutigams im Namen seines Sohnes bei Gülserens Vater um die Hand der Tochter an. Vor einem Jahr trat Peter Dudziak aus der katholischen Kirche aus und konvertierte zum Islam. Eine Erklärung des Glaubens vor dem Hodscha reichte. „Das muss jeder für sich entscheiden“, sagt Peter Dudziak. Haben die Eltern von Gülseren eine Erwartungshaltung, wie das junge Paar zukünftig lebt? „Mein Vater ist total locker, der erwartet nichts“, sagt die 24-Jährige.

Am Wochenende wurde das Paar nach islamischem Brauch getraut. Die Braut in einem Kleid, das in der Türkei genäht wurde, eine Hochzeitshalle in Köln-Brühl mit glitzernder Raumdekoration, reichlich Essen, türkischer Musik – „und keine Geldgeschenke, die an das Hochzeitskleid geheftet werden“, lacht Gülseren.

Sie wünschen sich eine glückliche Ehe, wohl wissend, dass sie noch eine Ausnahme sind. „Aber wir sind auch kein Einzelfall und vor 20 Jahren war noch undenkbar, was heute möglich ist“, sagen die Brautleute.