Recklinghausen. .

Wer steckt hinter der Offenen Antifa Recklinghausen? Eine politische Szene, die offen handelt, sich aber oft bedeckt hält. Nun, ihre Zahl und ihr Aussehen sind unbekannt. Bedrohlich und unnahbar wirken die schwarz Vermummten auf Demos gegen Nazis.

Der schwarze Block, der an die Faschisten gerät und gewaltsame Konflikte nicht scheut – er ruft eher das Gegenteil des Bildes vom Beschützer der Bürger vor bösen Rechtsradikalen hervor. Im Gegenteil: Der Ruf der Offenen Antifa Recklinghausen (OAR) ist kein guter.

Links und Rechts kloppt sich und alles ist irgendwie ein Brei? Man mag ja von der Antifa denken, was man will, aber aus den gleichen Zutaten wie die Nazis besteht sie nicht. Die Gruppe geht entschieden das Rechtsradikalen-Problem an und lehnt Gewalt gegen alle Bürger außer Rechten ab. Jedenfalls sagt sie das. Und eigentlich wolle sich die politische Gruppe gar nicht so gerne mit Nazis beschäftigen, sondern viel lieber konstruktive Projekte voranbringen. Nazis seien nur ein unangenehmer Nebenschauplatz.

Schlechte Presse und Misserfolge gegen Nazis frustrieren

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Was verbirgt sich denn dann hinter den schwarz maskierten Antifaschisten, die zwar so heißen, aber nicht nur so sein wollen? Zum Beispiel zwei junge, unauffällige Männer wie Michael und Tobias (Namen geändert). Ohne schwarze Maske sind sie kaum als Antifaschisten zu erkennen. Das und anderes erfährt man, wenn man sich mit ihnen in ihrem Kulturzentrum trifft. In diesem dunkel gehaltenen Raum mit beklebten und bekritzelten Tischen und besprühten Wänden gewähren sie Einblicke. Kein Wort zu viel, das mehr als gewollt über die Gruppierung verraten könnte. Nach eisigen Nicht-Auskünften gibt es dann doch einige Erklärungen für das Misstrauen. „Die schlechte Presse und der Misserfolg gegenüber Nazis sind frustrierend.“

Michael und Tobias erklären, worin ihre tatsächliche Arbeit zu größeren Teilen stattdessen bestehen sollte: „Wir veranstalten Konzerte, organisieren Informationsveranstaltungen, pflegen unser Kulturzentrum und machen Diskussionsrunden, in denen über Literatur großer linker Theoretiker geredet wird.“ Öffentliche Aufmerksamkeit werde über die Veranstaltungen und Zeitschriften hergestellt. Der Presse gegenüber ist man aber eher scheu.

Gruppen unterscheiden sich

Antifa ist nicht gleich Antifa – die Szene müsse man in Städten und Regionen unterscheiden: Während sich etwa die Ruhrgebiet-Antifa mehr mit Theorien beschäftigen möchte, sei die Antifa im Rheinland eher zum Zwecke der Eindämmung der Nazis da. „Wir sind eine rein politische Gruppe, die zum größten Teil aus Gymnasiasten und Studenten besteht.“

Michael beschreibt weiter, die OAR sei undogmatisch und nicht hierarchisch aufgebaut. „Den Antiimperialismus, wie ihn die Antifa in Duisburg praktiziert, und die Nähe zum Stalinismus lehnen wir ab.“ Die Parteien dagegen werden nicht unbedingt abgelehnt. Michael geht wählen.

Ein Name – Antifa – und so viele Gesinnungen? „Unser kleinster gemeinsamer Nenner ist der Antikapitalismus und der Antifaschismus“, versuchen die beiden dann, sich einzuordnen. So leicht wird man also erstmal nicht von den Demos gegen Nazis wegkommen. Für sie selbst ist die Bedrohung durch die Rechten sehr groß, weshalb sie auch nicht erkannt werden wollen: Sollten einem Nazi Informationen über ein Antifa-Mitglied in die Hände fallen, müsse dieses sofort mit Gewalt oder Verunglimpfung im Internet rechnen.

Die Arbeit der Antifa bleibt häufig „Anti“, aber die linke Szene war schon immer gegen das Bestehende. Konstruktive Arbeit wird immerhin auch geleistet: Die OAR hat sich bei der Stadt für einen weiteren Raum eingesetzt, in dem Jugendliche „sich selbst verwirklichen können“. Vor allem im Denken.