Datteln. .

Der Energiekonzern Eon rechnet nicht mehr damit, mit dem neuen Kohlekraftwerk 2011 ans Netz gehen zu können. Wie lange sich das Procedere rund um den Bebauungsplan noch hinzieht und mit welchen Klageverfahren zu rechnen ist, ist völlig offen.

Etwa 1200 Leute arbeiten noch auf der weit und breit größten Baustelle. Und könnten dies auch noch länger tun – wenn die Bezirksregierung in Münster nicht auch noch die 2. und 3. Teilgenehmigung für das neue Kohlekraftwerk ausbremst.

Das fast fertig gebaute Eon-Kraftwerk am Ufer des dortmund-Ems-Kanals. Foto: Reiner Kruse WAZ FotoPool
Das fast fertig gebaute Eon-Kraftwerk am Ufer des dortmund-Ems-Kanals. Foto: Reiner Kruse WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Wie lange sich das Procedere rund um den geplanten vorhabenbezogenen Bebauungsplan für das neue Dattelner Kohlekraftwerk hinzieht und mit welchen Klageverfahren noch zu rechnen ist, das ist völlig offen. Der Eon-Konzern hat sich jedenfalls inzwischen vom ursprünglichen Zeitplan verabschiedet. „Wir gehen davon aus, das wir nicht wie geplant 2011 ans Netz gehen“, sagte Eon-Sprecher Andreas Brandtner am Dienstag im Gespräch mit Medienvertretern.

Das allerdings könnte Eon in eine echte Zwickmühle bringen. Denn: Ende 2012 soll das alte Eon-Kraftwerk in Datteln stillgelegt werden. Wenn der „große Bruder“ dann immer noch keinen Strom produziert? Man prüfe zurzeit, so Brandtner, wie man mit der Energieversorgung bei einer deutlichen Zeitverschiebung für das neue Kraftwerk umgehe. Nicht nur die Fernwärmeversorgung müsste dann vorübergehend organisiert werden. Immerhin liefert das Dattelner Kohlekraftwerk ein Viertel des deutschen Bahnstroms. Ergo hätte Eon dann ein nicht unerhebliches Lieferproblem.

Für den Konzern sei Datteln 4 eines der größten Projekte und ein energiewirtschaftlich enorm wichtiges obendrein, unterstrich der Unternehmenssprecher die Bedeutung des Neubaus, der alleine rund 1,2 Milliarden Euro verschlingt. Und das vor dem Hintergrund des großen Unsicherheitsfaktors: Was kommt da noch alles?

Andreas Brandtner, Leiter der Eon-Unternehmenkommunikation. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool
Andreas Brandtner, Leiter der Eon-Unternehmenkommunikation. Foto: Reiner Kruse/WAZ FotoPool © WAZ FotoPool

Fertige Pläne oder den großen Plan B habe Eon nicht in der Schublade, wie Andreas Brandtner gestern erneut ausdrücklich betonte. Man werde sich vielmehr „ganz konkret mit den Themen beschäftigen, die jetzt an uns herangetragen werden“. Zum Beispiel Themen aus dem großen Bereich Umweltverträglichkeit, die von der Stadt Datteln nach dem Scoping-Termin in der vergangenen Woche an das Unternehmen herangetragen werden sollen. Nicht in dieser Form, aber inhaltlich, erklärte Brandtner, seien alle umweltrelevanten Punkte schon einmal genau geprüft worden. Mit der Aufnahme des Scoping-Termins in das neue Bebauungsplan-Verfahren will man nun eine vom Oberverwaltungsgericht bemängelte Unterlassung ausgleichen.

Projektsprecherin Franziska Krasnici bezeichnete das Klima während des dreistündigen Scoping-Termins mit rund 50 Teilnehmern als konstruktiv, offen und ehrlich“. Ein Thema sei dabei unter anderem das Umweltmonitoring gewesen, das ab Inbetriebnahme des 1100 Megawatt-Kraftwerks drei Jahre lang laufen solle. Hier wurde eine Verlängerung vorgeschlagen.

Was Gutachten angeht, so ist nach Einschätzung der Unternehmenssprecher nicht in jedem Einzelfall ein neues notwendig. Wo die Angaben stimmig seien, weil sich an den gegebenen Verhältnissen nichts geändert habe, will Eon die für das erste Bebauungsplanverfahren erstellten Gutachten erneut vorlegen, im Einzelfall indes neue in Auftrag geben.

Datteln 4 sei ein Präzedenzfall, hieß es gestern Und: So, wie die Anlage jetzt stehe, habe sie einen Wirkungsgrad von 46 % – „und zwar nur so“.