Marl. Die Wirtschaftskrise ist in vollem Umfang in den Unternehmen der chemischen Industrie in Westfalen angekommen. Das jedenfalls ist das Ergebnis einer Blitzumfrage des Arbeitgeberverbands (AGV) Chemie Westfalen (Bochum), die alle sechs Monate durchgeführt wird.

Darin heißt es weiter, dass ein negativer Effekt für den Arbeitsmarkt aber noch nicht eingesetzt habe. Viele Unternehmen würden auf das Mittel der Kurzarbeit setzen. Betriebsbedingte Entlassungen hätten in größerem Umfang entsprechend nicht statt gefunden.

Bei den abgefragten Konjunkturindikatoren Auftragseingang, Umsatz, Ertrag und Investitionen lässt sich laut AGV der tiefe Konjunktureinbruch im letzten halben Jahr deutlich ablesen:

Schlechte Renditen

„Rund 80 Prozent der Unternehmen befinden sich aktuell im konjunkturellen Tief. Drei Viertel klagen über schlechte Renditen. Bezüglich der Investitionsplanung mussten sich über 50 Prozent krisenbedingt einschränken – im Vergleich zu den Vorjahren ein massiver Umschwung.”

Das Ergebnis zeige, wie schnell und dramatisch der Konjunktureinbruch erfolgte und welche Verunsicherung bei den Unternehmen daraus resultiert. Rund 70 Prozent der Befragten sind aufgrund der Befürchtungen vor negativen Auswirkungen vorsichtiger und sensibilisierter für Risiken geworden.

Dennoch mehrten sich laut Arbeitgeberverband die Anzeichen, dass die Talsohle der Konjunktur erreicht sein könnte: „Über die Hälfte rechnen nicht mit weiterer Verschlechterung oder sogar mit künftiger Besserung.”

Dirk W. Erlhöfer, Hauptgeschäftsführer des AGV Chemie Westfalen, sagte zum Umfragergebnis: „Die chemische Industrie befindet sich in der schärfsten Krise seit langem, wenn nicht überhaupt. Dennoch richtet sich der Blick der Unternehmen auf die Zukunft. Betrachtet man die aktuell rückgemeldeten Personalmaßnahmen, zeigt sich, dass Einsparungen vorgenommen werden müssen, betriebsbedingte Entlassungen jedoch weiterhin weitestgehend vermieden werden. Wenn die Krise weiter andauert, können die Unternehmen die Anwendung dieser letztmöglichen Maßnahme jedoch nicht ausschließen.”

An die Kreditinstitute appellierte er, sich an ihre Hauptaufgabe zu erinnern. „Es darf nicht geschehen, dass bei einem Konjunkturaufschwung die Unternehmen etwa wegen einer Kreditklemme in die Bredouille geraten.”