Stuttgart/Recklinghausen. Bei einer bundesweiten Razzia haben Ermittler einen Menschenhändlerring zerschlagen, der aus Rumänien stammende junge Frauen zur Prostitution in "Flatrate-Bordellen" gezwungen hat. Auch ein Objekt in Recklinghausen wurde durchsucht.
Stuttgarter Ermittlern ist ein Schlag gegen die organisierte Kriminalität gelungen. In einer groß angelegten Durchsuchungsaktion im In- und Ausland sei ein Menschenhändlerring gesprengt worden, der mit jungen Frauen aus Rumänien Bordelle in Deutschland betreibt, teilte die Staatsanwaltschaft Stuttgart mit. Frauen wurden unter anderem in ein Bordell in Recklinghausen vermittelt.
Am Sonntag hätten rund 780 Einsatzkräfte 44 Objekte durchsucht sowie 13 Haftbefehle vollstreckt, hieß es. Weitere sechs dringend verdächtige Personen wurden vorläufig festgenommen. Unter den Festgenommenen ist auch der Kopf der Gruppierung, der sich nach Spanien abgesetzt hatte und am Samstag in Madrid gefasst wurde.
Ermittlungen seit Sommer 2009
Die überwiegend aus Rumänen bestehende Gruppierung soll in geschäftsähnlichen, hierarchischen Strukturen seit 2004 schweren Menschenhandel mit jungen rumänischen Frauen "zum Zweck der sexuellen Ausbeutung" betreiben. Die Frauen seien unter dem Vorwand einer Beschäftigung in der Gastronomie nach Deutschland gelockt worden, erklärten die Ermittler. Hier seien sie unter Androhung von Repressalien für ihre Familien der Prostitution in Bordellen der Gruppierung in Recklinghausen, Heidelberg, Berlin-Schönefeld, Kaiserslautern und Barsinghausen zugeführt worden. Dort werde "Flatrate-Sex" angeboten - also Sex nach Belieben zum Festpreis.
Seit Sommer vergangenen Jahres führte die Staatsanwaltschaft Stuttgart die Ermittlungen zusammen mit dem Dezernat Sonderfälle/Organisierte Kriminalität und der Finanzkontrolle Schwarzarbeit des Zolls. Erkenntnisse dafür lieferte der aktuelle Stuttgarter Prozess gegen die Betreiber der ehemaligen "Pussy-Clubs" in Fellbach, Heidelberg, Wuppertal und Berlin-Schönefeld.