Vest. Viele junge Menschen sind den Anforderungen der Ausbildung kaum noch gewachsen. Zahlen stabil
Es gibt wenig, das man nicht noch besser machen könnte. Aber wenn der Ausbildungsmarkt im Vest trotz Wirtschaftskrise stabil bleibt, dann ist das wohl eine relativ gute Nachricht. In Zahlen: 3271 Ausbildungsverträge haben die Kammern und Verbände im Kreis in diesem Jahrgang geschlossen, lediglich zwei weniger als im Vorjahr. Die Agentur für Arbeit berichtet von nur 38 Jugendlichen, die auch in der Nachvermittlung nicht versorgt wurden – insbesondere weil sie sich selbst den Bemühungen der Partner im regionalen Ausbildungskonsens (IHK, Kreishandwerkerschaft, Arbeitsagentur) entzogen haben.
5236 Bewerber haben eine Lehrstelle nachgefragt, ihnen standen 2795 Ausbildungsplätze gegenüber. „Zum Stichtag 30. September 2009 waren 70 junge Leute noch unversorgt. Bis auf die genannten 38 Personen konnten wir sie in einer Lehre oder einer Maßnahme unterbringen”, bilanziert Astrid Neese, Leiterin der Arbeitsagentur.
Schulische oder berufsvorbereitende Warteschleifen sind allerdings dringend nötig, um die Lücke zwischen Nachfrage und Angebot auf dem Ausbildungsmarkt einigermaßen zu schließen. 688 junge Leute traten allein in außerbetriebliche Ausbildung ein. „Damit liegen wir weit über dem Bundesdurchschnitt, auch was den finanziellen Aufwand angeht”, erläutert Martin Peetzen, Bereichsleiter bei der Vestischen Arbeit.
Ein Phänomen gibt allen Partnern im Ausbildungspakt zu denken: „Immer mehr Betriebe klagen darüber, dass die Qualität der Bewerber schlechter geworden ist”, sagen übereinstimmend Dr. Frank Bruxmeier von der Kreishandwerkerschaft und Michael Ifland von der Industrie- und Handelskammer. „Mancher Betrieb ist schon von seinem Einstellungstest abgerückt, weil die Bewerber sonst reihenweise durchfallen”, berichtet Ifland.
Für das Handwerk gelte, so erläutert Bruxmeier, dass die Anforderungen gestiegen sind: „Wer heute Elektroniker lernen will, muss Englisch können, weil viele Betriebsanleitungen gar nicht mehr übersetzt werden.” Trotzdem hätten Jugendliche auch in Zukunft ihre Chance: „Wer sich anstrengt, hat Perspektiven”, versichert Bruxmeier. Und wer ordentliche Kopfnoten mitbringe, könne einen Meister überzeugen, auch wenn die Mathe-Zensur vielleicht nicht gar so berauschend sei.
Alle Partner appellieren an die Schulen im Vest, der Berufsorientierung und -vorbereitung ihrer Schüler noch mehr Aufmerksamkeit zu widmen: „Kfz-Mechaniker gehört immer noch zu den Top-10-Wünschen der Jungen, dabei gibt es diesen Beruf längst nicht mehr”, schildert Frank Bruxmeier als Beleg.
Auszubilden lohne sich für die Betriebe in jedem Fall. Astrid Neese: „Die Zahl der Bewerber nimmt in den kommenden Jahren stark ab. Wer Fachkräfte braucht, muss sich rechtzeitig um seinen Berufsnachwuchs kümmern.”