Recklinghausen/Vest. Neues von der Neuen Grippe: Die Gefahr, sich mit dem Influenza-Erreger des Typs H1N1 anzustecken, ist auch im Vest stark abgeebbt.

Seit Anfang des Jahres gehe beim Kreisgesundheitsamt lediglich „etwa alle 14 Tage ein positiver Nachweis” auf eine Erkrankung an der so genannten Schweinegrippe ein, sagte Dr. Ulrike Nogaj, Abteilungsleiterin Infektionsschutz, auf WAZ-Nachfrage. Zur Hochzeit im Herbst waren es bis zu 90 – am Tag. Seit Erfassung der Fallzahlen im April letzten Jahres, so Nogaj, sei bei 815 Menschen im Vest der H1N1-Erreger nachgewiesen worden, hinzu kommen rund 1700 Verdachtsfälle; fast immer verlief die Schweinegrippe dabei eher harmlos.

Keine Panikmache

Waren die Warnungen und Impfaufrufe also bloße Panikmache? Nogaj weist derlei Bewertungen zurück: „Kein Mensch wusste doch noch vor wenigen Wochen, wie sich das Virus entwickelt.” Entsprechend dem bundesweiten Trend sei die Impfbeteiligung auch im Kreis insgesamt aber „sehr gering”, gesteht sie.

In der Recklinghäuser Steintor-Apotheke, die alle Ärzte in der Kreisstadt mit Impfstoff gegen die Schweinegrippe beliefert, ist eine Nachfrage nach dem Serum zurzeit sogar gar nicht mehr vorhanden. „Seit Anfang des Jahres hatten wir keine einzige Anforderung“, sagt die Impfbeauftragte der Apotheke, Anna-Kristin Terhalle. Bis zum Jahresende wurden dagegen insgesamt 8000 Impfeinheiten angefordert. 600 weitere Dosen lagert die Apotheke noch im Kühlschrank. Was mit diesen geschieht? Unklar. „Wir warten auf Anweisungen“, so Terhalle.

Und was ist – last not least – mit dem Lieferengpass bei Standard-Kinderimpfstoffen als Folge der Produktion eines Schweinegrippen-Impfstoffes, wie dies jüngst bekannt wurde? Nun, zumindest im Kreis scheint dies keinerlei Auswirkungen zu haben. So etwa sagt Dr. Rudolf Strunk, Sprecher der Apotheker in Recklinghausen, er habe noch „von keinem Fall gehört, wo ein Kleinkind nicht immunisiert werden konnte”. Lediglich ein Essener Kollege habe ihn kürzlich um Hilfe gebeten, erklärt Strunk. Diesem habe er zwei Packungen des Sechsfach-Impfstoffes (gegen Kinderlähmung, Keuchhusten, Diphterie, Wundstarrkrampf, Hepatitis B und HIB-Infektion) geschickt. „Ich kann meinen Kinderarzt auch so noch für zwei, drei Monate beliefern.”