Marl. Unterricht auf einem Tieflader, das hört sich wie Abenteuerromantik an. Es ist aber höchste Technologie in einem Forschungs-Truck.
Gestern erlebten die Schüler des Albert-Schweitzer-Gymnasiums, dass Biologie-Unterricht wie Forschung ist. Das Ergebnis, am Ende, war dann aber eher unscheinbar profan: glitschige DNA.
„Nachwuchs für Zukunftsthemen begeistern”, unter diesem Motto startete gestern die diesjährige NRW-Tour der Initiative „Bio-Technikum”. Erste Station für den zweistöckigen Truck war Marl. Genau dort, wo mit immer neuen Ideen und Initiativen Verbindungen zu Industrie und Hochschule geknüpft werden. Also lag es auf der Hand, dass das MINT-Angebot (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technologie) mit einem Einblick in die Möglichkeiten der Bio-Technologie abgerundet wurde.
Die Schüler des 9. Jahrgangs wirkten in ihren weißen Kittel wie junge Forscher. Mit sicherem Griff hielten sie Pipetten, träufelten Flüssigkeiten in Reagenzgläschen, schüttelten, beobachteten. Unter dem Mikroskop betrachteten sie einzelne Zellen, die Biologin Dr. Kathrin Silbermann erklärte ihnen die Ergebnisse.
Die „Wissenschaft zum Anfassen” gab es für Anfänger und für Fortgeschrittene, bis zu 30 Schüler können in kleinen Gruppen in dem Truck von der Wissenschaftlerin „unterrichtet” werden, für jeden gibt es einen eigenen Laborplatz.
So war es gestern eigentlich eine Unterrichtsstunde, nur in einer Hochleistungs-Umgebung, die sich selbst das engagierteste Gymnasium nicht leisten kann: Laptops und Flachbildschirme allenthalben. Pipetten, von denen es in dieser Ausführung an der Schule nur zwei gibt. Biologie-Lehrerin Ingrid Runte-Üstün war beeindruckt, ihre Schülerinnen waren motiviert. „Weiße Kittel haben bislang bei uns nur die Chemiker, aber wir wollen sie auch für die Biologen anschaffen.”
Nicht, dass die Schüler keine Möglichkeit haben, Einblick in Forschungs-Labors zu nehmen. Die Zusammenarbeit mit der Ruhr-Uni Bochum ermöglicht ihnen bereits heute die Nutzung deren Labors. Doch diesmal ging es darum, Interesse zu wecken: „NRW braucht junge Biologen”, gab Dr. Silbermann den Schülern am Ende mit auf den Weg.
Nach der praktischen Arbeit kam am Abend die große Präsentation. NRW-Innovationsminister Prof. Dr. Andreas Pinkwart (der schon des öfteren im Chemiepark zu Besuch war) sprach von der Gemeinschaftsoffensive Zukunft durch Innovation. Schulleiter Kauls Koch und Bürgermeister Werner Arndt sprachen von der Wichtigkeit der Forschung und von dem Glück, einen Chemiepark in der Stadt zu haben. Und zum Schluss gab es den Ausblick, wo sich Biotechnologie im Alltag wiederfindet und was die Bionik aus einer Haifischhaut lernen kann.