Datteln. In der Dattelner Meistersiedlung, die im Schatten des neuen Eon-Kraftwerks liegt, formiert sich der Widerstand. Den Ausschlag dafür gab ein Fernseh-Bericht über die geplante Abschaffung des Klimaschutzparagraphen im Gesetz zur Landesentwicklung durch den Landtag.

Das empörte gleich mehrere „Siedler”, die daraufhin ein Anschreiben an alle Nachbarn verfassten, in dem sie auffordern, aktiv gegen einen neuen Bebauungsplan für das Eon-Kraftwerk zu werden.

Als Sprecher der engagierten Nachbarschaft fungiert zurzeit Rainer Köster: „Durch die Sendung wurde deutlich, dass Rechtsnormen geändert werden, um Eon den Kraftwerksbau zu ermöglichen. Dabei wurden diese Normen festgesetzt, um den Bürger zu schützen.”

Und das ist das Ziel der Nachbarschaft in der Meistersiedlung, wie es in einem offeen Brief an Bürgermeister Wolfgfang Werner formuliert wird: „Zur Klarstellung. Wir sind keine Nörgler, die grundsätzlich gegen alles und jedes sind. Auch stehen wir als Bürger des Ruhrgebiets zu Kohlekraftwerken und wissen, dass wir Energie und auch Fernwärme brauchen. Wir wehren uns nur gegen Nichtbeachtung von Normen, die zum Schutz des Bürgers bestehen.”

Das verstoße gegen das Rechtsempfinden

Meistersiedlung

Zu wenig Abstand

Mit der Zeche Emscher-Lippe in Datteln wurde zu Beginn des vorigen Jahrhunderts auch Wohnraum für die Beschäftigten benötigt. In den Jahren 1907 bis 1912 baute der Architekt Robert Schmohl die Beisenkampsiedlung.

Die anliegende Meistersiedlung entstand im Jahre 1908. Sie erhielt im Urteil des Oberverwaltungsgerichtes Münster zum Bebauungsplan Eon eine besondere Bedeutung. Ihr Abstand von 400 bis 500 Meter nordwestlich des Kraftwerks entspricht nicht dem Abstandserlass, der dort mindetens 1500 Meter von einer Wohnbebauung vorsieht.

Der 62-jährige Rainer Köster ist pensionierter Polizeibeamter und stellt fest: „Es verstößt gegen das gesunde Rechtsempfinden, wenn nachträglich Gesetze geändert werden, um Vorhaben durchzusetzen, die gegen die Normen verstoßen. Wir denken, dass es nun an der Zeit ist, nach Abwägung der im OVG-Urteil festgestellten Fehler und falschen Annahmen von einem neuen Bebaungsplan Abstand zu nehmen. Wir wollen, dass bestehendes Recht auch Recht bleibt.”

Unabhängig von der Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichtes über die Beschwerde zur Nichtzulassung der Revision des OVG-Urteils wollen die Nachbarn der Meistersiedlung ihren Widerstand gegen den neuen Babunngsplan formieren. „Dabei werden wir natürlich auch an unsere Ratsvertreter und den Bürgermeister herantreten und das Gespräch suchen. Und wir wollen von den Landtagskandidaten eine klare Position hören.”

Treffen am 8. Februar

Zunächst will sich die Nachbarschaft informieren und lädt dazu alle Interessierten am Montag, 8. Februar, in die Gaststätte „Postkutsche” ein (19 Uhr, Castroper Straße 176). Rainer Köster: „Wir haben auch das Ehepaar Greiwing eingeladen, von dem wir erfahren möchten, wie es im ersten Verfahren gelaufen ist. Und dann werden wir darüber sprechen, welcher Weg von uns weiterhin beschritten werden kann, um den zweiten Bebauungsplan zu verhindern.”