Jürgen Mikol über Ekel Alfred: „Der sagt zwar ,dusselige Kuh' zu seiner Frau, haut ihr aber keinen über die Rübe”

Marl. Er ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets, gebürtiger Marler, begann seine Theaterkarriere 1967 an der Schaubühne am Halleschen Ufer in Berlin, war u. a. Ensemblemitglied des Theaters Dortmund sowie der Ruhrfestspiele. Große Bekanntheit errang Jürgen Mikol durch die Rolle des „Opa Pläte” in der Comedy „Alles Atze”. Mit dem Schauspieler, der in der WLT-Produktion „Ein Herz und eine Seele” Ekel Alfred spielt, sprach WAZ-Redakteur Gerhard Römhild.

Jürgen Mikol und die 70er: Waren Sie „Herz und Seele”-Gucker?

Mikol: Natürlich, das war 'ne Kultserie. Ich kannte sogar Schubert. Damals war alles im Aufbruch. Willy Brandt und so und dann war da dieser Reaktionär, der gegen das alles war. Der wurde allerdings nicht ernst genommen. Es war 'ne Komödie, 'ne Satire und die war genau auf dem Punkt.

Ekel Alfred ist nach oben devot und nach unten herrisch und aggressiv. Macht so eine Rolle überhaupt Spaß?

Ja, auf jeden Fall. Man fragt sich aber erst mal: Warum spielt man das heute? Geht das überhaupt noch? Es ist etwas anderes, ob ich fernsehe oder etwas auf der Bühne sehe. Es kriegt nämlich dadurch noch einmal einen anderen Charakter, auch einen anderen Blickwinkel. Und das ist es, was mich heute reizt. Fernsehen hätte ich nicht gemacht, aber auf die Bühne gestellt, funktioniert es. Die Leute erinnern sich. Sie werden lachen. Der Wolfgang Menge (Autor von „Ein Herz und eine Seele”) hat da was ganz Tolles geschrieben.

Ist Ekel Alfred ein typischer Deutscher?

Nein. Ich weiß übrigens gar nicht, was ein typisch Deutscher ist. Alfred ist ein Reaktionär, ein Spießer, ein Stammtischredner, der sich durch die Boulevardpresse sein Bild vom Leben draußen gemacht hat. Der ist auch nicht doof und der ist auch nicht gefährlich. Der sagt zwar ,dusselige Kuh' zu seiner Frau, haut ihr aber keinen über die Rübe. Und geht selbst mit dem Sozi-Sohn doch ganz locker um.

Was unterschied „Herz und Seele” von anderen Familienserien?

Damals sagte man ja noch nicht Comedy. Es war das erste Mal, dass es eine komische Serie gab, eine Familienserie als Komödie. Wir spielen übrigens haargenau die Fernsehfassung.

Ekel-Alfred Darsteller Heinz Schubert und Sie sind ja eher von kleiner Statur. Ein Zufall?

Nein, natürlich wurde für die Rolle kein Typ gesucht, der 1,80 Meter groß ist. So 'n Reaktionär wird doch viel besser von einem Zwirtsch (Zwerg) dargestellt. Das wirkt viel mehr, wenn der dann ,Du Sau' sagt. Bei einem Großen hört sich das sofort körperlich aggressiv und böse an, bei einem Zwirtsch wie ich es bin, ist's nur die Sprache – und es wird gelacht.

In den 70ern polarisierte Alfred. Er zog über DDR-Deutsche, Ausländer und Sozis her. Funktioniert das heute noch?

Nein, überhaupt nicht. Das ist alles so normal geworden. Funktionieren tut es nur als eine Art Erinnerung.

Wer hatte die Idee, Ekel Alfred mit Jürgen Mikol zu besetzen?

Das weiß ich nicht. Aber gut, ich spiele in „Alles Atze” einen Kleinen, und es gibt ja nicht allzuviele kleine Schauspieler. Diese Zwerge sind schon selten (lacht). Ich bin übrigens genau 1,59 Meter groß.

Zu Pizza erklärt Alfred: „Schmecken tut's wie toter Frisör” – stimmen Sie zu?

(Lacht) Nein, nein, nein. Natürlich esse ich gerne Pizza. Und dann muss es immer eine Salami/Schinken sein. Die schmeckt nie wie toter Frisör.