Datteln/Wattenscheid. Wegen akuter Unterversorgung kam Lea am 3. Juli vergangenen Jahres als Frühchen zur Welt. Mit nur 320 Gramm Gewicht. Heute ist das Baby fit.
Lea räkelt sich genüsslich, gähnt. Dann lächelt der winzige Mund in dem süßen Gesichtchen. Momente, die Maren (24) und Carsten Sanio (35) aus vollem Herzen genießen. Ihr Kind ist ein halbes Jahr alt und hat inzwischen mit 3000 Gramm ein normales Geburtsgewicht. Zur Welt kam Lea am Ende der 28. Schwangerschaftswoche – 320 Gramm leicht, 23 Zentimeter klein. Das war am Abend des 3. Juli 2008, dem Hochzeitstag von Maren und Carsten Sanio . . .
Heute, ein halbes Jahr nach den dramatischen Ereignissen des vergangenen Sommers, spricht Leas 24-jährige Mutter über Schwangerschaft, Geburt und die lange Zeit des Hoffens und Bangens um ihr Baby. „Unsere Tochter ist eine wahre Kämpferin und ein Engel." Maren Sanio hat nie daran gezweifelt, dass ihr Frühchen Lea es schaffen würde . . . Doch selbst für Ärzte und Schwestern im St. Vincenz-Krankenhaus grenzt die Entwicklung des kleinen Menschenwesens an ein Wunder.
Die ersten beunruhigenden Hinweise
Am Anfang war das ungetrübte Glück: Sie war in der sechsten Woche, als die in Wattenscheid lebende Wanne-Eickelerin die Bestätigung hatte: Ich bin schwanger. „Wir haben uns so sehr gefreut", lächelt die zierliche Frau. Errechneter Geburtstermin: 25. September. Vor dem ersten Schrei des Wunschkindes sollte Hochzeit gefeiert werden.
Die ersten beunruhigenden Hinweise kamen in der 19. Schwangerschaftswoche. „Da ist bei einer Untersuchung aufgefallen, dass Lea zu klein und zu leicht ist."
Maren Sanio handelte, machte Termine für Organscreening und Fruchtwasseruntersuchung. Am Ende der 25. Woche schließlich ging die werdende Mutter auf dringenden Rat ihrer Gynäkologin ins Vincenz-Krankenhaus nach Datteln, das auf Risikoschwangerschaften und -geburten und mit dem angeschlossenen Perinatalzentrum auf die Versorgung Frühgeborener spezialisiert ist.
Blutgerinnungsstörung durch Protein S-Mangel
Chefarzt Dr. Ralf Schulze ließ die Schwangere gar nicht erst wieder nach Hause. Bei den folgenden Untersuchungen fanden die Ärzte die Ursache für die Probleme: Maren Sanio leidet an Blutgerinnungsstörung durch Protein S-Mangel. Das hatte zur Unterversorgung des Ungeborenen geführt. „Da lag ich nun im Krankenhaus, vollgepumpt mit Blutverdünner. Jeden Tag wurde kontrolliert, wie es dem Kind geht." Für die Hochzeit am 3. Juli habe sie einen Tag „Hafturlaub" vom Krankenhaus bekommen. Nach der Rückkehr am Abend dann der Schock. „Wir holen das Kind jetzt", hatte Dr. Schulze entschieden. Zwölf Stunden nach dem Ja-Wort lag Maren Sanio unter Vollnarkose im OP, während der Chef der Geburtshilfe den Winzling per Kaiserschnitt zur Welt holte.
Als sie zum ersten Mal vor dem Frühchenbett auf der Intensivstation stand, habe sie gedacht: „Wenn es dir in meinem Bauch so schlecht ging, dann kann es dir jetzt nur besser gehen." Ihr Mann, lächelt sie, sei anfangs geschockt gewesen. Aber dann habe auch er sich getraut, einen Finger in den Brutkasten zu stecken, um sein Töchterchen zu berühren.
Nach fünf Monaten durften die jungen Eltern ihre Lea nach Hause holen. 12.000 Kilometer sind sie bis zum 1. Dezember zwischen Wattenscheid und Datteln gependelt, um täglich bei ihrem kleinen Wunderkind zu sein. Dem Frühchen, dem es heute richtig gut geht.