Recklinghausen. Der auf sechs Monate angelegte Verkehrsversuch „Grüner Pfeil” ist am Dienstag angelaufen: An zwei Kreuzungen im Stadtgebiet hat die Stadtverwaltung das Zeichen Nr. 720 der Straßenverkehrsordnung montiert.
Es erlaubt das Rechtsabbiegen trotz roter Ampel. Die Autofahrer müssen dabei allerdings bestimmte Bedingungen beachten (siehe Infobox). Freuen darf sich besonders die FDP, denn ihr Antrag fand im März 2009 eine Mehrheit, obwohl die Stadt den Grünpfeil im Jahr 2000 schon einmal verworfen hatte.
Am Vormittag wurden die etwa 25 mal 25 Zentimeter kleinen Schilder mit dem grünen Pfeil auf schwarzem Grund zunächst an der Kreuzung Dortmunder/Hinsberg-/Kardinal-von-Galen-Straße montiert, wenig später auch an der Schmalkalder-/Ortlohstraße. Dieser zweite Ort ist geradezu „historisch”: Schmalkalden ist Recklinghausens Partnerstadt in den neuen Bundesländern, und ein Erbe der ehemaligen DDR ist auch der Pfeil. Nach der Wiedervereinigung wurde er in den Schilder-Schatz der Bundesrepublik übernommen.
Recklinghausen tat sich damit jedoch lange schwer. Axel Petersmeier, Chef des Fachbereichs Ordnung, weiß: „In vielen Städten wurde der Grünpfeil angebracht, allerdings mit ganz unterschiedlichen Erfahrungen. Bielefeld und Krefeld etwa haben ihn eingeführt, aber bald wieder abgeschafft. Köln hat ihn an einigen Ampeln installiert, an anderen auch wieder entfernt, weil es zu viele Unfälle gab.”
Recklinghausen will nun seine eigenen Erfahrungen sammeln. Dafür hat Jan-Henrik Heinz gesorgt. Seine FDP erwartet einen verbesserten Verkehrsfluss, hält sogar den Umbau einzelner Knotenpunkte für sinnvoll, um sie Pfeil-gerecht zu machen. Denn es müssen Bedingungen erfüllt sein, so Axel Petersmeier: Unter anderem darf der am Pfeil nach rechts Abbiegende nicht in Konflikt mit einem Linksabbieger von gegenüber kommen, dem ein eigener Ampelpfeil Grün zeigt.
Mancher Autofahrer wird sich an die neue Abbiegemöglichkeit erst gewöhnen müssen, zumal er an den genannten Kreuzungen eine ganz neue, ungewohnte Situation vorfindet. Ein Anwohner, der die Schilder-Montage an der Dortmunder Straße im Vorbeigehen beobachtete, erkundigte sich kurz, schüttelte dann den Kopf und trollte sich mit der resignierenden Bemerkung: „Ja, dann gute Nacht! Die Leute wissen doch gar nicht, was sie tun müssen.”