Recklinghausen. Im Neubau des Museums „Strom und Leben” sind ab kommender Woche Elektroautos und Kunst zu sehen
Noch liegen die hohen Hallen ganz jungfräulich dar. Kaum ein Auge hat bis dato die Ölgemälde des Thomas Kaemmerer bestaunt, kaum eine Hand die Motorhauben der Jahrzehntealten Elektroautos gestreift. Doch ab Montag wird alles anders: Dann nämlich eröffnet das Museum Strom und Leben im Umspannwerk seine frisch angebauten Räumlichkeiten.
Die Veranwortlichen blicken auf eine mehr als rasante Entwicklung zurück. Gerade mal ein Jahr ist es her, da stellten die Damen und Herren der RWE fest, dass sie zwar jede Menge Elektroautos, aber keine geeignete Ausstellungsfläche ihr Eigen nannten. So wurden kurzerhand 500 zusätzliche Quadratmeter geschaffen, natürlich energie-effizient, mit Wärmepumpe und LED-Beleuchtung. „Im November war schon alles fertig”, erinnert sich Museumsleiterin Sabine Oetzel.
Die Öffnungszeiten
Täglich bis 21 Uhr
Um Interessierten die Möglichkeit zu geben, auch nach Weihnachtseinkäufen und Glühwein noch einen Blick auf die Ausstellungen zu werfen, hat das Museum von Dienstag, 15. Dezember, bis Sonntag, 20. Dezember, täglich von 10 bis 21 Uhr geöffnet. Außerdem am Samstag, 26. Dezember, und am Sonntag, 27. Dezember, von 11 bis 17 Uhr. Von Dienstag, 22. Dezember, bis Freitag, 25. Dezember, und von Dienstag, 29. Dezember, bis Donnerstag, 31. Dezember, bleiben die Ausstellungen geschlossen. Das Museum liegt an der Uferstraße 2-4.
Dort nun widmet sich die Dauerausstellung „fahren” dem Thema Elektromobilität. Bürgermeister Wolfgang Pantförder gefällt's: „Die Ausstellung zeigt, dass die Menschen sich nicht erst seit gestern mit alternativen Antriebsmöglichkeiten beschäftigen. In diesem Sinne passt die Ausstellung zu unserer Zeit: Wir müssen uns der Frage stellen, wie wir dauerhaft Mobilität gestalten wollen.” So ziert etwa ein mintgrüner DKW Schnelllaster aus den 50ern die Halle, ausgestattet noch mit den berühmt berüchtigten Selbstmördertüren, die beim Öffnen Fahrer und Beifahrer erbarmungslos auf die Straße katapultierten. Daneben ein Pöhlmann aus den 80ern, Citystromer aus den 90ern: „Dass wir fast aus jedem Jahrzehnt einen Elektrowagen hier haben, beweist, dass die E-Mobilität keine Eintagsfliege ist”, bemerkt auch Dr. Arndt Neuhaus, Vorstandsvorsitzender der RWE Rheinland-Westfalen Netz AG. Auch er glaubt fest daran, dass in Zeiten steigenden Umweltbewusstseins, Elektro-Autos immer mehr an Akzeptanz in der Bevölkerung gewinnen werden.
Während die fahrbaren Untersätze das Erdgeschoss füllen, wartet im ebenfalls neu errichteten Multifunktionsraums ein ganz besonderer Leckerbissen auf Kunstliebhaber. Bis zum 31. Januar zeigt hier der Künstler Thomas Kaemmerer eine Auswahl seiner Werke: Großformatige, gewaltige Arbeiten, so akribisch, so detailgetreu gemalt, dass dem Besucher nur ehrfürchtiges Staunen bleibt. „Technik in Öl”, zeigt Elemente einer Bohrinsel, einen Braunkohlebagger, Turbinen und Tanks, aber auch eine irrwitzig funkelnde Teekanne, die Kathedrale von Lissabon, einen Blick auf Prag.
„Ich habe selten die Gelegenheit, so viele dieser arbeitsintensiven Großformate in einer Ausstellung zu zeigen”, freut sich Kaemmerer, während die Gäste fassungslos vor dem zwei mal zweieinhalb Meter großen Bild „Martin II” stehen: Der irgendwie intime Blick in ein überfülltes Zimmer voll Bücher, Tiegel, Murmeln, Schmetterlingen...