Recklinghausen. Betrug, Kinderpornografie, Gewalt oder Beleidigung – in Sachen Kriminalität ist das Internet das geballte Leben. "Trotzdem ist es nicht die große Gefahr, vieles hat es früher ja auch schon gegeben", sagt Ulrich Bauer vom Kriminalkommissariat "Kriminalprävention/Opferschutz"

Grund zur Panik gebe es im Umgang mit dem Internet nicht. Grund zur Vorsicht allerdings schon.

Von 2006 bis 2008 schwankten die Zahlen von angezeigter Internetkriminalität jährlich zwischen 1000 und rund 2000 Fällen. „Die Bandbreite der Internetdelikte ist groß”, erklärt Polizeisprecher Andreas Wilming-Weber.

Die Beamten des hiesigen Polizeipräsidiums nehmen beispielsweise Anzeigen wegen Beleidigungen, Straftaten gegen sexuelle Selbstbestimmung oder wegen Betrugs auf. Waren- und Warenkreditbetrug machen aber den größten Teil der Internetkriminalität im Vest aus.

„Wir erhalten auch mal Anrufe oder Briefe mit Fragen”, erzählt Ulrich Bauer. Auch komme mal jemand auf der Wache in der City vorbei und erzähle von Betrugsversuchen via Internet. Oft sorgen sich gerade Menschen, die im Umgang mit Computern oder Internet nicht geübt sind.

Tipps für den sicheren Umgang mit dem Internet

Die Polizei setzt bei der Bekämpfung von Internetkriminalität auf Vorbeugung. Wichtig ist Umsicht beim Umgang mit sensiblen Daten. Nicht nur beim Internetbanking sind persönliche Identifikationsnummern (PIN) oder Transaktions-Autorisierungs-Nummern (TAN) getrennt und sicher aufzubewahren. Die Nummern niemals auf dem Computer speichern oder weitergeben.

Virenschutzprogramme und installierte „Firewalls” machen den Rechner sicherer vor Angriffen von Hackern oder Viren. Kinder- und jugendgefährdende Seiten können durch spezielle Filter blockiert werden.

Mehr Infos zum Thema gibt es – natürlich – im Netz auf

polizei-beratung.de oder klicksafe.de

Mit der speziellen Problematik für Kinder und Jugendliche befassen sich Seiten wie

chatten-ohne-risiko.de, time4teen.de oder auch

jugendschutz.net

Im Kreis gibt es kein eigenes Kommissariat zur Bekämpfung von Internetkriminalität. Stattdessen beschäftigen sich mehrere Kommissariate je nach Delikt auch mit Internetfällen. Darüber, mit wieviel Personal und wie genau technisch im Netz vorgegangen wird, schweigt die Polizei. Aber die Beamten haben durchaus Erfolge. Im Jahr 2007 wurden etwa 81 Prozent der angezeigten Internetstraftaten aufgeklärt. 2008 sind die Fallzahlen in Sachen Internet fürs Vest um rund die Hälfte auf 966 im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Über Gründe könne man jedoch nur spekulieren.

Kriminalkommissar Rainer Friepörtner hat mit anderen Internetphänomenen zu tun. Er berät Eltern, Schulen oder Jugendzentren, wenn es darum geht, die Medienkompetenz von Kindern und Jugendlichen zu verbessern. Denn um diese ist es oft nicht gut bestellt. Ein echtes Problem.

Oft sei der Umgang mit persönlichen Fotos und Videos völlig sorglos. Wer in einem sozialen Netzwerk beispielsweise ein Profil mit „Annika, 15” anlege, müsse leider damit rechnen, unsittliche Angebote zu erhalten. Friepörtner: „Man sollte wenig Persönliches preisgeben. Fotos im Bikini sollten tabu sein.” Friepörtner und sein Kollege Bauer warnen: „Das Internet vergisst nie, keiner ist wirklich anonym.” Wer im Internet unterwegs ist, hinterlässt durch eine IP-Nummer immer eine Spur, die zurückverfolgt werden kann.

Besorgten Eltern rät Rainer Friepörtner, nicht in Panik zu verfallen. „Aber man sollte Jugendliche stärken und im Umgang mit Medien zu schulen.” Dazu gehöre ein offener und bewusster Umgang. Mit den Kindern und auch mit der modernen Technik.