Gladbeck. . Nach einer Untersuchung der Krankenkasse DAK sind im Kreis sehr viele Arbeitnehmer krank und fallen öfter aus. Das sind die häufigsten Ursachen.
Der Kreis Recklinghausen ist in NRW die Region mit dem höchsten Krankenstand. Das geht aus dem Gesundheitsreport 2018 der Krankenkasse DAK hervor. Besonders der Rücken bereitet den Arbeitnehmern Probleme. Fast ein Viertel aller Fehltage entfällt auf den Bereich Muskel-Skelett-System, wo es meistens um Rückenbeschwerden geht (siehe Grafik). Mit knapp 20 Prozent Anteil folgen psychische Erkrankungen, die jedoch offensichtlich immer weiter um sich greifen. Die DAK berichtet jedenfalls von einer Zunahme der u. a. durch Depressionen und Burnout verursachten Fehltage um 28 Prozent (im Vergleich 2017 zu 2016).
Laut einer Auswertung der Krankenkasse für das Jahr 2017 betrug der Krankenstand im Kreis Recklinghausen 5,2 Prozent. Das heißt: Im Kreis waren 2017 im Jahresdurchschnitt an jedem Tag von 100 DAK-Mitgliedern 5,2 arbeitsunfähig (2016: 4,8). Der Landes- sowie der Bundesdurchschnitt lagen jeweils bei 4,1 Prozent, also deutlich darunter.
Krankenstand im Ruhrgebiet über NRW-Durchschnitt
Auffällig ist, dass das Ruhrgebiet beim Krankenstand generell über dem NRW-Durchschnitt liegt. Wie Mirko Linn, Leiter des DAK-Servicezentrums in Recklinghausen, erklärte, seien die Ergebnisse des DAK-Gesundheitsreports durchaus repräsentativ für das Krankheitsgeschehen in den Unternehmen der Region.
Rückenschmerzen sind weit verbreitet: Mehr als drei Viertel der Beschäftigten haben laut DAK angegeben, im letzten Jahr mindestens einmal solche Beschwerden gehabt zu haben. Neun Prozent leiden unter chronischen Rückenschmerzen.
300 000 Tage fallen wegen Rückenschmerzen aus
Die DAK schätzt, dass hochgerechnet auf alle Beschäftigten im Kreis Recklinghausen 300 000 Arbeitstage aufgrund von Rückenschmerzen ausgefallen sind. Die Krankenkasse hat die bei ihr versicherten Arbeitnehmer befragt, wo sie die Gründe für ihre Beschwerden sehen. Genannt wurden zum Beispiel Übergewicht oder häufiges Arbeiten in unbequemer Haltung, aber auch Arbeitsdruck und mangelnde Freude an der Arbeit spielten eine Rolle.
Seit Jahren schon ist der Krankenstand hoch
Der Kreis Recklinghausen hat schon seit Jahren so hohe Krankenstände. Warum das so ist, ist wissenschaftlich noch nicht erforscht worden.
Eins ist unbestritten: Im Vest gibt es überwiegend Arbeitsplätze, die körperlich stark belasten. Jobs in Verwaltungen sind unterrepräsentiert. Ein Blick in die Verwaltungsstädte Düsseldorf und Köln bestätigt: Dort liegt die Quote der Arbeitsunfähigkeit bei 3,4 bzw. 3,5 Prozent (im Kreis bei 5,2 Prozent).
Nur weniger als ein Drittel der Befragten hat wegen ihrer Rückenbeschwerden allerdings einen Arzt aufgesucht. Die Mehrheit versuchte, sich selbst zu kurieren. Wärme (Heizkissen, Bad, Sauna) ist dabei das erste Mittel der Wahl (70 Prozent).
Bewegung (42 Prozent) und die Einnahme von Schmerzmitteln (41 Prozent) wurden ebenfalls häufig als Alternativen genannt. Jeder Vierte (26 Prozent) hingegen rechnete damit, dass die Rückenschmerzen von selbst verschwinden. Wer wegen Rückenschmerzen krankgeschrieben wurde, fiel durchschnittlich 14 Tage an seinem Arbeitsplatz aus, so die DAK.