Bei Reptilien gehen die Meinungen auseinander. Terrarianer verteidigen ihre Leidenschaft für exotische Tiere.
Recklinghausen. Wirklich erklären kann es Frank Izaber nicht. Der Kuschelfaktor scheidet definitiv aus, der buchstäbliche Hundeblick kann es nicht gewesen sein und das Schnurren sowieso nicht. Warane haben schließlich kein Fell und besonders anschmiegsam sind sie auch nicht. Und dennoch sind sie die erklärten Lieblinge des Recklinghäusers. Die Leidenschaft für exotische Tiere teilt er mit einem immer größer werdenden Kreis von Gleichgesinnten, für die er ein regelmäßiges Treffen etablieren will. „Terra Ruhr” nennt sich die Reptilienbörse, die am Samstag in der Vestlandhalle stattfand. Immerhin aber weiß Frank Izaber, wann er zum Fan wurde. Mit 13 Jahren war das, „als ich die erste Eidechse am Kanal gefangen habe”. Seitdem hat ihn die Faszination nicht mehr losgelassen, er studiert die Lebensweise der Tiere und legt Wert darauf, für seine Exoten ideale Bedingungen zu schaffen. Wobei: „Was ist ein Exot und wo fängt die Domestizierung an?” Für Carola Schmitt von der Tierrechtsorganisation Peta ist die Antwort klar: „Generell sind wir gegen die Haltung von Reptilien in Privathaushalten.” Exotische Tiere seien nicht artgerecht zu halten, jeder Tierpfleger im Zoo müsse dafür eine ausführliche Ausbildung absolvieren. „Die extravaganten Wünsche von so genannten Tierfreunden müssen zurückstehen.” Richtig gefährlich wird es bei giftigen Tieren. „Ein kleines Pfeilgiftfröschchen sieht zwar niedlich aus. Aber sein Gift reicht aus, um zehn Menschen zu töten”, führt Schmitt aus. Der Handel mit diesen Tieren ist in Deutschland trotzdem nicht verboten. Laut Schmitt geht der BUND von rund 95 000 Reptilien und Amphibien aus, die auf der Liste der geschützten Arten stehen und die in hiesigen Haushalten leben. Die Anzahl der Exemplare nicht geschützter Arten liege fünf Mal höher. „Die Zahl nimmt extrem zu”, hat Carola Schmitt festgestellt. „Das Internet ist ein Riesenmarkt, auch die Reptilienbörsen, die fast jedes Wochenende stattfinden.” Das will Frank Izaber so nicht stehen lassen. „Ich unterstütze den Handel auch nicht mehr, als ich muss”, sagt der 46-Jährige. Zudem ist seine Beobachtung eine andere als die von Peta. „Glücklicherweise” und „Gott sei Dank” sind die Vokabeln, die Izaber benutzt, um zu unterstreichen, dass sich die Schar der „Terrarianer” nicht erhöht habe. Die Industrie, die diesen Haustiertrend habe kreieren wollen, habe sich mächtig verschätzt. „Es sollte auch ein Hobby für Idealisten bleiben.” Eine einheitliche gesetzliche Regelung, und da ist er sich mit Carola Schmitt von Peta ausnahmsweise einig, würde Izaber begrüßen. Den Internet-Handel und Post-Versand von Tieren lehnt er nach eigenem Bekunden ab, wobei durchaus Internet-Anbieter auf der Börse vertreten sind. Den Handel mit gefährlichen Tieren hat Frank Izaber bei der „Terra Ruhr” ausgesetzt. „Es kann aber nicht sein, dass verantwortungsbewusste Terrarianer darunter leiden, dass Spontankäufer aus Prestigegründen eine giftige Schlange kaufen”, sagt er. Seien diese Tiere genehmigt, gemeldet und habe der Besitzer einen Sachkundenachweis erbracht, sei die Haltung aus seiner Sicht „kein Problem”. Für ihn ohnehin nicht, schließlich hat er sich schon lange genug mit dem Thema beschäftigt und hält selbst 30 Tiere. Schlangen und Warane, seine erklärten Lieblinge. Auch wenn er nicht erklären kann, warum.