Geht es nach dem Finanzministerium, müssen Tagesmütter ihre Einkünfte bald versteuern. Das hat Auswirkungen auf Löhne. Aber auch auf die Betreuungssituation der Kinder, beklagen Hertener Mütter

Im Rahmen der derzeitigen Kooperation werden die Tagesmütter entsprechend ihrer Qualifizierung von der Stadt Herten bezahlt. Krankenversichert sind sie über Ihren Ehegatten. Zudem ist die Tagespflege einem Kindergartenplatz gleichgestellt. Haben Eltern mehrere Kinder, zahlen Sie stets nur für den teuersten Betreuungsplatz. Herten. Die offziell beschäftigten Hertener Tagesmütter sind verärgert: Ein bevorstehender Beschluss des Bundesfinanzministeriums bestimmt, dass sie in Zukunft als selbständig Beschäftigte arbeiten sollen und nicht wie bisher über die Stadt bezahlt werden. Ihre Beschäftigung sei eine gewinnorientierte Tätigkeit, weshalb sie ihre Einkünfte versteuern müssten. Das trifft die Tagesmütter, verdienen sie pro Stunde doch lediglich zwischen zwei und vier Euro, je nach Qualifizierung.

Ulrike Vatteroth betreut selbst vier Tageskinder. Jetzt organisiert sie eine Interessengemeinschaft, die gegen den Beschluss kämpft. Vatteroth hat ein erschreckendes Beispiel parat: Eine Mutter betreut drei Kinder. Nach neuer Regelung erhält sie dafür abzüglich aller Nebenkosten noch einen Lohn von vier Cent je Kind und Stunde.

Nebenkosten, das sind Nahrungsmittel, Energie- und Fahrtkosten oder der Preis für einen Hochstuhl, die durch die Betreuung entstehen. Dazu kommen Krankenversicherungsbeiträge und Sozialabgaben. In Herten sind über 70 Tagesmütter betroffen.

Einige denken darüber nach, keine neuen Kinder mehr aufzunehmen, bis die Lage geklärt ist. "Besonders Alleinerziehende würde das stark treffen", so Vatteroth. Sie müssten auf eine teure private Tagesmutter zurückgreifen oder zu Hause bleiben. "Ein großes Stück Flexibilität geht dadurch verloren", so Nele Däubler, Pressesprecherin der Stadtverwaltung. Auch Eltern schulpflichtiger Kinder wären betroffen; diese machen rund zwei drittel der Hertener Tageskinder aus.

Bei einem Gespräch stellte sich Bürgermeister Dr. Uli Paetzel gestern hinter die engagierten Frauen: "Wir sind froh und stolz, dass wir in Herten so gute und qualifizierte Tagesmütter haben. Sie sind ein wichtger Baustein in unserem Betreuungskonzept."

Ihre bisherige Lage fanden die Mütter "optimal." "Es gibt nur eine Stadt in NRW, die ihre Tagesmütter besser bezahlt", so Vatteroth. SK Forum: Wie viel ist Ihnen Kinderbetreuung wert ? derwesten.de/vest