Einem Hertener wird vorgeworfen, Cannabis angebaut und mit dem Rauschmittel gehandelt zu haben.Prozess vor der Großen Strafkammer beginnt am 23. Oktober In Madrid lebender Deutscher kassiert 13 Jahre nach der Tat Bewährungsstrafe

Herten. Diese Erfolgsmeldung von Polizei und Staatsanwaltschaft ließ im Frühjahr aufhorchen: Sechs Cannabis-Plantagen mit Hunderten von Pflanzen hatten die Ermittler in der Region entdeckt. Insgesamt 15 Tatverdächtige aus Herten, Recklinghausen und Witten wurden festgenommen. Hinweise hatte es bereits im Mai 2006 gegeben, sie verdichteten sich dann Mitte April 2007 (die WAZ berichtete). Unter anderem spielte wohl Telefonüberwachung eine Rolle.

Nun startet in Recklinghausen das erste Gerichtsverfahren in dieser Sache. Und zwar am Dienstag, 23. Oktober. Das berichtet Richter Gerald Sacher, Pressesprecher und Vorsitzender der Großen auswärtigen Strafkammer.

Ein Mann aus Herten sitzt dann auf der Anklagebank, muss sich vor der Kammer wegen unerlaubten gewerbsmäßigen Anbaus und Handels in elf Fällen und wegen Handels mit Betäubungsmitteln in 15 Fällen verantworten.

Eine eigene Plantage in Herten soll seit November 2003 elf Ernten erbracht haben, die Anklage geht von 2,5 Kilogramm Marihuana pro Ernte aus. Machen summa summarum 27,5 Kilogramm Drogen aus eigener Produktion. Etwas davon soll der 35-Jährige selbst verbraucht, den größten Teil aber verkauft haben.

Und damit nicht genug: Die Staatsanwaltschaft Bochum wirft dem Hertener vor, noch in zwölf weiteren Fällen Marihuana von anderen dazu gekauft und damit auch gehandelt zu haben. Abgesetzt habe er die Rauschmittel nur in größeren Mengen, und zwar ab 250 Gramm.

Die Anklage spricht von insgesamt 37 Kilogramm Drogen. Der Hertener soll einen Umsatz in Höhe von 148 000 Euro gemacht haben. Der mutmaßliche Rauschgift-Händler, bei dem rund 1800 Euro "Deal-Geld" sichergestellt worden waren, ist geständig.

Weitere Prozesse werden folgen, unter anderem gegen einen Recklinghäuser, dessen Cannabis-Plantage ihm fünf Ernten beschert haben soll.Recklinghausen. Um satte 500 Kilogramm Haschisch drehte sich gestern ein Prozess vor der Recklinghäuser Strafkammer. Ebenso bemerkenswert: Die angeklagte Tat liegt 13 Jahre zurück. Und der Angeklagte (56) lebt "seit 15, 20 Jahren" in Spanien. Der Deutsche stellte sich nach Passproblemen - in Kenntnis des gegen ihn vorliegenden Haftbefehls - jetzt den Behörden.

Der Vorwurf: Als Spediteur in Madrid hatte er Kontakt zu einer Organisation in den Niederlanden, die Hasch aus Marokko holen wollte. Im Dezember '94 schickte er denn auch einen Fahrer nach Marokko, um 500 Kilogramm aufzunehmen. Was aufgrund von Lieferschwierigkeiten aber gar nicht klappte. Verwickelt in die Sache war damals auch ein Waltroper. Der Angeklagte räumte alles ein. Die Richter verurteilten ihn wegen unerlaubten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln zu zwei Jahren auf Bewährung. Auflage: Er muss 1000 Euro an die Kindernothilfe zahlen. nig