Marl. Brenzlige Dinge im Job sind sein Ding. Peter Wenzel ist seit anderthalb Jahren dabei, die Zukunft der katholischen Kindergärten im Bistum Essen zu gestalten.

Feierabend? Peter Ernst Wenzel (44) ist auch nach Dienstschluss erreichbar. Weil er seinen Beruf nicht nur, aber auch als Kümmerer versteht - gerade auch in Fällen, in denen es "brennt".

Weihnachten, ausgerechnet Weihnachten, war das zum Beispiel der Fall. Da stand ein katholischer Kindergarten in Essen plötzlich unter Wasser, und Peter Wenzel, der Geschäftsführer des "Zweckverbandes katholische Tageseinrichtungen für Kinder im Bistum Essen", wurde telefonisch aus Marl herbeigerufen: Schaden begutachten; Situation checken; entscheiden, wie es weitergeht . . .

Nicht, dass der Marler Peter Wenzel es nicht genau so gewollt hätte: Um manches, sagt er, müsse er sich einfach selbst kümmern. Manche Dinge wolle er keinem seiner fünf Regionalleiter überlassen - insbesondere nicht die brenzligen, derer es in seinem Job so viele gibt in diesen Tagen.

Beispiele?

Als das Bistum Essen kürzlich ankündigte, in Duisburg künftig einen seiner zurzeit 353 Kindergärten in ein Einkaufszentrum umzusiedeln, gab es lautstarke Proteste. Und Peter Wenzel verteidigte das bundesweit einmalige Projekt an vorderster Front, verteidigt es bis heute. Ob Kirche und Kommerz wirklich zusammenpassen? "Wenn man sagt, dass Kirche da ist, wo Menschen sind . . ."

Wo Menschen sind: An etlichen Kindergarten-Standorten im Bistum Essen waren es der katholischen Kirche wohl nicht mehr genug. Um 600 bis 800 Mitarbeiter nämlich will der Kita-Zweckverband sein Personal in den nächsten Jahren reduzieren, die Kindergartenplätze um 5000 auf 20 000. Und Peter Wenzel muss in der Folge etlichen Erzieher(inne)n harte Wahrheiten verkünden, hunderte Male höchstpersönlich sagen: Danke, aber: Das war's!

Nein, betont der Marler, leicht seien ihm die ersten Gespräche nicht gefallen, aber: "Was würden Sie machen?" Wo doch beinahe die Hälfte der Kinder in den Tageseinrichtungen des Bistums nicht-katholisch sei? Was, fragt Wenzel, gebe es denn für eine Alternative angesichts der finanziellen Situation? "Wir müssen doch 2800 Arbeitsplätze sichern!"

Seit anderthalb Jahren ist der ehemalige Diözesanreferent bei der Caritas (wo er u. a. für Kinder- und Jugendhilfe zuständig war) jetzt in seinem neuen Job und mitten dabei, die Zukunft der katholischen Kindergärten im Bistum Essen zu gestalten. Das zum 1. August in Kraft tretende Kinderbildungsgesetz (Kibiz) empfindet er als Geschäftsführer da als Segen: "Für große Kita-Träger ist es eine Erleichterung."

Weil Kibiz es diesen ermögliche, individueller auf Betreuungsbedürfnisse einzugehen, etwa durch den Einsatz von Springer-Erzieher(inne)n. Was nicht hieße, dass Eltern jede Betreuung bekämen, die sie wollten. Und überhaupt: Das sei doch auch gar nicht sinnvoll. "Kinder wollen festgefügte Gruppen mit festen Spielkameraden."

Da kommt der Pädagoge durch . . .

Ein solcher ist Wenzel in der Tat. Am Hans-Böckler-Berufskolleg machte der gebürtige Sickingmühler einst eine Ausbildung zum Erzieher. Eine Zeitlang leitete der heutige Stadtverbandsvorsitzende der Marler SPD im städtischen Kindergarten an der Breslauer Straße dann die Rote Gruppe, ausgerechnet. Später wurde er Leiter des Marler Kindergartens am Merkelheider Weg.

Und dann hat Peter Wenzel ja auch noch zwei eigene Kinder: Finn Moritz Leander und Lina-Lotte Fortuna. Die sind sechs und vier Jahre jung. Womit ihr Papa auch privat mitbekommt, was die Welt von Kindern im Kindergarten-Alter so alles ausmacht.

Ja, dadurch hat der 44-Jährige sogar Ideen gewonnen für ein Buch, ein Gebetbuch für die katholischen Kindergärten im Bistum Essen. Auf einer Seite heißt es: "Danke Gott, dass es Engel gibt. Manchmal ist meine Mama wie ein Engel für mich . . . und wenn Papa von der Arbeit kommt, ist er auch für mich da."

Wenn er Feierabend hat.